Szene aus Francesco Cileas "Adriana Lecouvreur"

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN

Wiederaufnahme

"Adriana Lecouvreur" an der Staatsoper

Die Primadonnen-Oper erstmals in Wien mit Anna Netrebko in der Titelrolle. Weitere Mitwirkende sind Piotr Beczala (Maurizio), Roberto Frontali (Michonnet) und Elena Zhidkova (La Principessa di Bouillon). Ö1 überträgt live am 12. November um 18:30 Uhr.

Kulturjournal | 10 11 2017

Netrebko als Adriana - Sternstunde der Opernkunst

Gernot Zimmermann

Kaum zu glauben, aber wahr: Die 1902 uraufgeführte vieraktige Oper "Adriana Lecouvreur" von Francesco Cilea, einem jüngeren Zeitgenossen von Giacomo Puccini, ist bisher nur sechsmal über die Bühne der Wiener Staatsoper gegangen - und hat erst 2014 ihre Erstaufführung an diesem Haus erlebt.

Anna Netrebko  (Adriana Lecouvreur) und Piotr (Beczala Maurizio)

Anna Netrebko (Adriana Lecouvreur) und Piotr (Beczala Maurizio)

Wiener Staatsballett/Michael Pöhn

Es handelt sich dabei um ein Werk für und um eine echte Primadonna, denn für die mit herrlichen Kantilenen ausgefüllte Titelrolle - einst eine Paradepartie von Renata Tebaldi, Renata Scotto, Montserrat Caballé und Mirella Freni - braucht man eine große Bühnenpersönlichkeit mit bezwingender Ausstrahlung und Präsenz, gilt es doch eine bedeutende historische Figur darzustellen: Adrienne Lecouvreur, eine gefeierte Schauspielerin Frankreichs im frühen 18. Jahrhundert.

David McVicar & Charles Edwards

Nach Angela Gheorghiu in der Wiener Erstaufführung wird jetzt in der Wiederaufnahme der werktreuen David-McVicar-Produktion mit dem opulenten Bühnenbild von Charles Edwards Operndiva und Publikumsliebling Anna Netrebko erstmals in Wien in dieser Rolle zu erleben sein - an der Seite von Piotr Beczala als Maurizio, der diese Rolle - einst eine Paradepartie von Franco Corelli, Mario del Monaco und Plácido Domingo - erstmals in seiner Karriere gestalten wird.

Roberto Frontali (Michonnet) und Anna Netrebko (Adriana Lecouvreur)

Roberto Frontali (Michonnet) und Anna Netrebko

Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Adrienne Lecouvreur (1692 bis 1730) stammte aus einfachen Verhältnissen. Und dennoch gelang es ihr, in die Reihe der ersten Schauspielerinnen ihrer Zeit aufzusteigen - und damit verbunden war auch gesellschaftliche Reputation. An der Comedie-Francaise wurde sie nicht nur als tragische Heldin vergöttert, im privaten Leben standen ihr hochrangige Männer nahe, beispielsweise Graf Moritz von Sachsen, ein illegitimer Sohn von August dem Starken.

Dieses Liebesverhältnis und die damit einhergehende Rivalität mit einer Herzogin wurden gerüchteweise mit ihrem überraschenden Tod im Alter von nur 38 Jahren in Verbindung gebracht. Die Kirche, der die Schauspielerei als eine verrufene Tätigkeit galt, verweigerte ihr ein christliches Begräbnis; ihr Freund Voltaire beweinte sie in seiner Ode "La mort de Mademoiselle Lecouvreur".

Inspiration für Film und Theater

Das Leben der Adrienne Lecouvreur, insbesondere ihr von Gerüchten umrankter Tod, war Stoff für mindestens drei Verfilmungen, Walter W. Goetze thematisierte die Liebesgeschichte zwischen ihr und Moritz von Sachsen in einer Operette - und Eugène Scribe brachte sie 1849 in einem tragischen Theaterstück auf die Bühne.

Auf diesem wiederum basiert die Oper von Francesco Cilea, die erstmals 1902 mit Enrico Caruso in Mailand über die Bühne ging - es sollte aber die einzige Oper dieses Komponisten bleiben, die zumindest gelegentlich immer wieder in den Spielplänen erscheint - eben dann, wenn eine echte Primadonna wie Anna Netrebko für die Titelrolle zur Verfügung steht.

Service

Wiener Staatsoper - Adriana Lecouvreur
YouTube - Trailer der Produktion aus dem Jahre 2014 mit Angela Gheorghiu als Adriana Lecouvreur und Massimo Giordano als Maurizio

Gestaltung