Crash Prosche, 2001, Ausstellungsansicht LENTOS Kunstmuseum Linz

REINHARD HAIDER

Positionen in der Kunst: Gottfried Bechtold

Das Spannungsfeld zwischen Authentizität und Simulation, zwischen Fakt und Fiktion war für den Multimedia- und Konzeptkünstler Gottfried Bechtold seit jeher ein wesentliches Paradigma seiner Arbeit. Das markanteste Werk Gottfried Bechtold, geboren 1947 in Bregenz, ist wohl jener Betonporsche, den er als maßstabgetreuen Abguss der Öffentlichkeit im Jahr 1971 präsentierte.

Das Werk, das auch als metaphorische Auseinandersetzung mit dem Paradigma von Beschleunigung und Stillstand in der automobilisierten Gesellschaft verstanden werden darf, erlebte im Lauf der Jahrzehnte zahlreiche Variationen und Verfeinerungen und gilt heute als "Signature"- Arbeit im künstlerischen Kosmos von Bechtold, der ursprünglich, der Familientradition folgend, eine Steinmetzlehre absolviert hatte.

Unser Mann

Doch bald danach expandierte er unter dem Einfluss von Marcel Duchamp in zahlreiche Richtungen: Land Art, Film- und Videokunst, Fotografie, konzeptuelle Arbeiten, in denen er die wunderbare Welt der Schwerkraft erkundete und sogar eine dezidiert politische Plakataktion mit dem Titel "Unser Mann."

Da strahlt ein digital verschönerter Politiker, verkörpert vom Künstler selbst, von Plakaten, die im öffentlichen Raum affichiert wurden - wobei das stets gleichbleibende Portrait von den Logos politischer Parteien unterschiedlichster Couleur geschmückt wird. Eine Metapher für die Entkernung der Politik und die Austauschbarkeit der gesellschaftlichen Botschaften und somit, angesichts des vergangenen Wahlkampfes topaktuell, obwohl die Arbeit schon zehn Jahre alt ist.

100 Tage Anwesenheit in Kassel

Die Medienaffinität und die zwischen Faszination und Kritik oszillierende Auseinandersetzung mit jeweils neuen Technologien sind Konstanten, die das Werk von Gottfried Bechtold seit den 1960er Jahren bis in die Gegenwart durchziehen.

Skulptur des Vorarlbergers Gottfried Bechtold

KULTURAMT BREGENZ

Skulptur des Vorarlbergers Gottfried Bechtold

Gottfried Bechtold war bereits im Alter von 25 Jahren 1972 Teilnehmer der legendären documenta 5 von Harald Szeemann. Die Aktion, die er dort durchführte, hieß "100 Tage Anwesenheit in Kassel". Er parkte seinen Porsche stellvertretend vor dem Fridericianum und frequentierte dann verschiedene Orte in der Stadt, unter anderem das Café Paulus am Friedrichsplatz oder das Restaurant Da Bruno am Königsplatz. Der jeweilige Aufenthaltsort des Künstlers wurde im 15-minütigen Takt über Lautsprecher im Fridericianum verkündet.

Eine neue Konfiguration zwischen Materialität und Information

Danach hob seine Karriere nicht so ab, wie er es eigentlich aufgrund seiner stets originellen und innovativen künstlerischen Versuchsanordnungen verdient gehabt hätte.

Heute arbeitet Gottfried Bechtold nach wie vor unermüdlich in der alten Steinmetzwerkstatt in Bregenz, die er von seinem Vater übernommen hat. Durchaus nicht unversöhnt mit seiner Position in der Kunstwelt, die sich in den letzten Jahren deutlich verbessert hat. "Ein wichtiger Gesamtaspekt bei all meinen Projekten, "schreibt er, "ist der Versuch, eine neue Konfiguration zwischen Materialität und Information in Form einer neuartigen Legierung herzustellen".