US-Polizei auf der Straße

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Rassismus und Polizeiwillkür in "Detroit"

43 Todesopfer, 1.189 Verletzte und 7.000 Verhaftete, das ist die Bilanz der Rassenunruhen in den Straßen von Detroit im Sommer 1967, Ausgelöst wurden die Tumulte durch eine Polizeirazzia in einer Bar in einem Schwarzenviertel der sogenannten Motor City. Unter dem Titel "Detroit" rollt nun US-Regisseurin Kathryn Bigelow die Ereignisse von damals auf und stellt dabei den Mord von drei jungen Männern durch die Polizei in einem Motel in den Mittelpunkt.

Mittagsjournal | 21 11 2017

Arnold Schnötzinger

Im Juli 1967 plant die Soul-Gesangstruppe The Dramatics einen Auftritt in Detroit. Doch dazu wird es nicht kommen, das Konzert in letzter Minute aus Sicherheitsgründen abgesagt. Denn draußen auf der Straße toben schwere Unruhen zwischen Afroamerikanern und fast ausschließlich weißen Polizisten. Larry Reed (Algee Smith) war der Lead-Sänger der Dramatics und was er in dieser Nacht erleben wird, ging unter dem Titel "The Algiers Motel Vorfall" in die amerikanische Polizei- und Justizgeschichte ein. Ein Heckenschütze soll aus dem Motel geschossen haben, und weil kein eindeutig Schuldiger gefunden wird, gerät rund ein Dutzend schwarzer Hotelgäste unter Generalverdacht.

https://www.instagram.com/p/BXJzX3qF0E4/" style=" color:#c9c8cd; font-family:Arial,sans-serif; font-size:14px; font-style:normal; font-weight:normal; line-height:17px; text-decoration:none;" target="_blank">Ein Beitrag geteilt von DETROIT (@detroitmovie) am

Vorsätzliche Polizeiwillkür

Das "Todesspiel", so nannte die Polizei ihre Verhörmethode, in der das Erschießen einzelner Verdächtiger fingiert wurde, um die anderen zum Sprechen zu bringen. Doch es passierten fatale und letale Missverständnisse. In fast zweieinhalb Stunden Film spitzt Regisseurin Kathryn Bigelow eine Situation von erschreckendem Rassismus und vorsätzlicher Polizeiwillkür zu, als Ansammlung von Erniedrigungen, als unaufhörliche Machtdemonstration, als grobe Anmaßung gegenüber dem Rechtsstaat, aber auch als Warnschild für die Gegenwart.

Perspektive der Opfer

Rund um die Episode im Algiers Motel arrangiert Bigelow vor allem Atmosphärisches, das Chaos auf den Straßen spiegelt sich in der vorsätzlich erzählerischen Konfusion des Films wider, die Handkamera wird von der Leine gelassen, Originaldokumentaraufnahmen reichern die Dramatik an. Die offiziell ungenau dokumentierten Ereignisse des Films haben Bigelow und Drehbuchautor Mark Boal aus den Erinnerungen der Überlebenden rekonstruiert. Es ist also klar die Perspektive der Opfer, der hier Geltung und Gerechtigkeit verschafft werden soll, auch als später Kontrapunkt zum damaligen Gerichtsprozess, in dem die Polizisten von der Mordanklage letztlich freigesprochen wurden.

Service

The Guardian - Kathryn Bigelow on Detroit: "There’s a radical desire not to face the reality of race"