Rose Ausländer

S. FISCHER VERLAG

Du holde Kunst

In der Asche der Angst

Der klare Blick am Ende eines (Über)Lebens. Gedichte aus dem Spätwerk der Rose Ausländer.

Am 3. Jänner vor 30 Jahren starb Rose Ausländer. Als große deutsch-jüdische Lyrikerin, die auf Augenhöhe mit Else Lasker-Schüler, Nelly Sachs und Gertrud Kolmar steht, wurde sie erst im Alter wahrgenommen. Als Ausländers erster Lyrikband "Der Regenbogen" 1939 in Czernowitz erschien, hatte er im nationalsozialistischen Deutschland schon keine Chance mehr. Ihr zweiter Band "Blinder Sommer" kam erst 26 Jahre später in Wien heraus. Erst nach dem Droste-Preis, den die Stadt Meersburg der 66-Jährigen verlieh, wurde ein breiteres Publikum auf sie aufmerksam.

Redakteurin, Sekretärin, Korrespondentin

Rose Ausländer wurde am 11. Mai 1901 als Rosalie Beatrice Scherzer in Czernowitz in der Bukowina der K.-u.-k.-Zeit geboren. Nach einem zweijährigen Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität Czernowitz wanderte sie 1921 zusammen mit ihrem Studienfreund Ignaz Ausländer in die USA aus. Dort publizierte sie ihre ersten Gedichte und arbeitete u.a. als Redakteurin, Sekretärin und Bankangestellte.

Archiv S. Fischer Verlag

Die Lyrikerin Rose Ausländer

1931 nach Czernowitz zurückgekehrt, um die erkrankte Mutter zu pflegen, war sie in ihrer Heimatstadt als Lyrikerin, Journalistin, Übersetzerin und Englischlehrerin tätig. Als Nazi-Deutschland Czernowitz 1941 besetzte, gelang es Rose Ausländer in Kellerverstecken zu überleben. 1946 ging sie wieder nach New York, wo sie als Fremdsprachenkorrespondentin für eine Speditionsfirma arbeitete und Gedichte in englischer Sprache veröffentlichte, die sich an Robert Frost, E. E. Cummings und Marianne Moore orientierten. Erst 1954 kehrte sie zur deutschen Sprache zurück, 1964 übersiedelte sie nach Wien, ein Jahr später in die Bundesrepublik. Sie starb am 3. Jänner 1988.

Von der gebundenen Strophe zum freien Vers

Während ihres zweiten amerikanischen Lebensabschnitts findet Rose Ausländer endgültig zum modernen Gedicht, verlässt die gebundene Strophe und den von Hölderlin und Trakl geprägten Duktus und schreibt in freien Versen mit unregelmäßigem Rhythmus; erschafft assoziativ zusammenhängende Bilder von suggestiver Wirkung. Paul Celan, den Rose Ausländer im Ghetto von Czernowitz kennenlernte und 1957 in Paris wiedertraf, bestätigt sie in ihrer poetologischen und stilistischen Entwicklung.

In ihrer späten Lyrik verknappt sie die Sprache weiter, die Gedichte werden zum Teil epigrammhaft kurz, scharf konturiert, zuletzt ätherisch schwebend.

Schreiben als Überlebenstechnik

In "Du holde Kunst" sind elf Gedichte aus dem Band "Ich spiele noch" zu hören, die 1985 und 1986, also wenige Jahre vor dem Tod der Dichterin, entstanden sind - in ihrem Zimmer im Nelly-Sachs-Haus, dem Altenheim der Jüdischen Gemeinde Düsseldorfs, das sie von 1977 bis zu ihrem Tod nicht mehr verließ. Es sind klare, schmucklose Miniaturen, in denen sich das Schreiben als Überlebenstechnik zeigt. Lesen wird sie Burgschauspielerin Andrea Clausen.

Zu den Gedichten hat Stefanie Maderthaner Musik von Béla Bartók, Pablo de Sarasate, Niccolo Paganini, Johann Sebastian Bach, Erich Wolfgang Korngold, Gabriel Fauré, Maurice Ravel, Antonio Bazzini und Alfredo Piatti zusammengestellt.

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