Chen Reiss als Ginevra, Wilhelm Schwinghammer als Il Re di Scozia, Sarah Connolly als Ariodante

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN

Am Anfang war das Happy End

"Ariodante" aus der Wiener Staatsoper

Georg Friedrich Händels "Ariodante" als Erstaufführung an der Wiener Staatsoper in Ö1 - unter der Leitung von William Christie spielt das Barockmusikensemble Les Arts Florissants.

Über lange Jahre hinweg haben die Werke von Georg Friedrich Händel im Repertoire der Wiener Staatsoper gefehlt, doch gleich in seiner ersten Spielzeit als Direktor des Hauses hat Dominique Meyer 2010 mit "Alcina" ein Werk dieses bedeutenden Meisters der Barockmusik präsentiert. Jetzt folgt wiederum als Erstaufführung in diesem Haus "Ariodante" - und damit ein weiteres Werk, das wie "Alcina" (und auch Händels "Orlando") auf dem Epos "Orlando furioso" von Ludovico Ariosto aus dem Jahr 1516 basiert.

Schwierige Zeiten

Der Dreiakter mit Schauplatz in Schottland dreht sich um den jungen Adeligen Ariodante, der die Königstochter Ginevra liebt und heiraten will. Doch bis das Paar endlich zusammenkommt, entwickelt sich ein Drama um Machtstreben und Betrug, Neid und Misstrauen, ausgelöst vor allem durch die Intrigen von Ariodantes Widersacher Polinesso, der selbst durch eine Hochzeit mit der Prinzessin nach Macht und Reichtum trachtet.

Georg Friedrich Händel hat dieses Dramma per musica in einer für ihn wirtschaftlich schwierigen Zeit geschaffen. Sein Vertrag mit dem Londoner King’s Theatre am Haymarket war 1734 ausgelaufen - und schlimmer noch, eine neue Theaterkompanie an dieser Bühne hatte dem Komponisten aus Halle auch die beim Publikum beliebte und gefeierte Sängerelite weggeschnappt.

Sarah Connolly als Ariodante und Chen Reiss als Ginevra

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN

Sarah Connolly als Ariodante und Chen Reiss als Ginevra

Leichter Stoff statt Heldenoper

Händel wandte sich daraufhin an den Impresario des erst wenige Jahre zuvor fertiggestellten Theatre Royal in Covent Garden (ein Vorgängerbau des jetzigen Königlichen Opernhauses), und dieser willigte ein, in den damals noch von Schauspielen dominierten Spielplan der Bühne auch Opern aufzunehmen.

Im sicheren Bewusstsein der daraus entstehenden Konkurrenzsituation der beiden Londoner Bühnen entschloss sich der Komponist, nicht mit einer weiteren Heldenoper aufzuwarten, sondern mit einem leichteren Stoff, der, ungewöhnlich genug, gleich mit einem vorweggenommenen Happy End beginnt. Dazu war er um eine möglichst abwechslungs- und farbenreiche Musik bemüht, mit eher kurz gehaltenen Rezitativen und kontrastreichen Arien.

"Muse graziöser und bescheidener Gestik"

Und als besonderer Anreiz war zusätzlich zum Sängerensemble auch die Tänzerin Marie Sallé engagiert worden; für diese "Muse graziöser und bescheidener Gestik" schuf Händel eine ganze Reihe von Ballettnummern. Beehrt durch den König und die Königin ging "Ariodante" erstmals im Jänner 1735 über die Bühne - mit großem Erfolg beim Publikum.

Wie schon bei "Alcina" wird auch bei der "Ariodante"-Erstaufführung in der Wiener Staatsoper nicht das ständige Orchester musizieren, sondern ein Spezialensemble für Barockmusik, das auch auf historischen Instrumenten spielt: Les Arts Florissants unter der musikalischen Leitung seines Gründers William Christie; er gilt als eine der großen Koryphäen in Sachen historische Aufführungspraxis in unserer Zeit.

Gestaltung