Mann mit Bart hält einem Kind den Mund zu

CONSTANTIN FILM

John Krasinski

"A Quiet Place" - Stille im Horrorkino

Alien-Invasionen hat es im Kino schon viele gegeben, aber noch nie wurden sie so erzählt wie im US-amerikanischen Horrorfilm "A Quiet Place", der anstatt auf akustische Knalleffekte, auf Momente der Stille setzt. Es ist dies die dritte Regiearbeit des 38-jährigen US-Schauspielers John Krasinski - vor allem bekannt aus der mehrfach ausgezeichneten TV-Serie "The Office".

Kulturjournal | 12 04 2018

Judith Hoffmann

Die Apokalypse erzählt im Flüsterton

"Es sind Geräusche" steht auf einem vergilbten Zeitungsblatt. Tag 89 ist in einem Insert zu lesen. Die Menschheit ist so gut wie ausgerottet. Gejagt von blinden Monstern, die auf Geräusche reagieren. Jeder Laut kann tödlich sein, die Überlebenden kommunizieren in Zeichensprache, ein batteriebetriebenes Spielzeugflugzeug wird zur Todesfalle.

Regisseur John Karsinski erzählt: "Ich wusste nur wenig darüber, wie weit man im Sounddesign gehen, wie tief man graben und sich darin verlieren kann. In den meisten Filmen ist man heute umgeben von einer ganzen Geräuschmauer. Wir sind hier den anderen Weg gegangen. Und diese Reduktion kann genauso fordernd sein: Diese Arbeit hat die Grenzen dessen verschoben, was ich bisher in Filmen in puncto Ton an Erfahrungen gesammelt habe."

Kompromisse mit dem breiten Publikum

Und doch würde man sich eine noch konsequentere Erzählhaltung wünschen, noch mehr Mut zur Reduktion: mit der Filmmusik, die der Intensität der Stille in den entscheidenden Momenten nicht wirklich etwas dagegenhalten kann und den spärlichen, dann meist Pathos befördernden Dialogen, denen es im Gegensatz zur Inszenierung und der Bildsprache an Subtilität fehlt.

Krasinski stellt eine fünfköpfige Familie in das Zentrum der Geschichte. Die Hauptrolle des Vaters spielt er selbst, als Leinwand-Mutter hat er seine Ehefrau Emiliy Blunt gecastet. Die Tochter wird hingegen von der gehörlosen Nachwuchsschauspielerin Millicent Simmonds gespielt, die zuletzt auch in "Wonderstruck" von Todd Haynes zu sehen war.

Die Kleinfamilie im Überlebenskampf

Der Handlungskern von der Kleinfamilie als Nukleus, den es zu beschützen gilt, habe ihn von Anfang an gefesselt, als er das Drehbuch erstmals, drei Wochen nach der Geburt seiner zweiten Tochter, gelesen habe, so der Regisseur. Und auch im Film kündigt sich dann Nachwuchs an. Ist eine schwangere Frau in dystopischen Szenarien, die vom möglichen Ende der Menschheit erzählen, meist ein Symbol der Hoffnung, so wird die bevorstehende Geburt und der erste Schrei des Neugeborenen in "A Quiet Place" zum ultimativen Bedrohungsszenario.

"Wenn mir jemand vor diesem Film gesagt hätte, ich soll einen Horrorfilm drehen, hätte ich geantwortet: 'Ich weiß nicht wie man das macht. Ich habe mich da an den Rat eines alten Freundes gehalten'", so Krasinski. "Es ist nicht mein Job als Regisseur, den Film furchteinflößend zu machen, sondern eine Geschichte ehrlich zu erzählen. Die Zuschauer müssen an die Geschichte glauben. Wenn sie sich dann im Kinosessel fürchten, ist das ihre Reaktion darauf."

John Krasinski spielt dabei mit den Erwartungshaltungen des Publikums, erzeugt eine permanente Atmosphäre der Anspannung, ohne diese aber in plakativen Schockmomenten aufzulösen. Ein leiser Horrorfilm, der am Ende dann ganz laut nach einer Fortsetzung schreit.

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