Juridicum, Außenansicht

UNIVERSITÄT WIEN/BARBARA MAIR

1984

Juridicum, Wien

Das "Juridicum" verkörpert einen der wenigen modernen Großbauten im Wiener Zentrum. Der Entwurf basiert auf einer konstruktiven Innovation, die Grenzbereiche des Hochbaus auslotet, um ein spezifisches Raumproblem zu lösen.

Innovation in der Innenstadt

Daniela Knaller

Wie in ein Leben in einer anderen Zeit versetzt es mich, als ich das Juridicum nach Jahren wieder besuche, zusammen mit meinem Cousin Philipp Hecke, Konzipient im 1. Wiener Gemeindebezirk. Das Juridicum ist unsere gemeinsame Ausbildungsstätte. Mir wird bewusst, dass das Gebäude in der Schottenbastei, das hauptsächlich aus Glas und Beton besteht, sich sehr harmonisch in den Altbaubestand des 1. Bezirks eingliedert.

Beim Gang zur Mensa erinnere ich mich, dass ich den Weg von der Eingangstüre bis zur Theke immer als Laufsteg empfunden hab. Und auch mein Cousin bestätigt: "In der Prüfungswoche ist es hier in der Mensa immer sehr laut geworden. Während des Jahres war die Atmosphäre teilweise sehr ruhig. Aber an den Laufsteg kann ich mich auch noch erinnern."

Juridicum, Außenansicht

UNIVERSITÄT WIEN/GEBHARD SENGMÜLLER

Die Mensa ist der Haupttreffpunkt im Juridicum, mehr als das offene Erdgeschoß mit der Aula, die dem Architekten Ernst Hiesmayr so wichtig war. Ernst Hiesmayr plante ab 1969/70, gemeinsam mit dem Baubeauftragten der juridischen Fakultät Prof. Günther Winkler das Juridicum (Bauzeit 1974-1984). Es erregte vor allem durch seine Hänge- und Brückenkonstruktion Aufsehen: Das 26 Meter hohe Haus "steht" nicht, sondern die Geschoße hängen von einer ca. 30 Meter hoch gestemmten Doppelbrücke mit fast 53 Metern Spannweite. Dieses Stahlgerippe wiegt knapp 3.000 Tonnen und ruht auf vier 39 Meter hohe massive Stahlbetonpylonen. Da machte dicke tragende Wände entbehrlich und schuf so den nötigen Raum und ermöglichte die große, völlig stützenfreie große Eingangshalle.

Im 1. und 2. Untergeschoß sind die Hörsäle angesiedelt, ab dem dritten bis zum 6. Stock befinden sich die Fachbibliotheken mit den zugehörigen Instituten, das Dachgeschoß wird für Veranstaltungen geöffnet. Nicht alle sind jedoch zufrieden mit dem Gebäude des Juridicums, wie auch meine Nichte Julia Zimper, die derzeit dort studiert: "Das Gebäude ist architektonisch natürlich ein toller Hingucker, aber drinnen sind meiner Meinung nach einige Planungsfehler unterlaufen und es ist für eine Fakultät schlecht geplant. Eine Universität zeichnet sich dadurch aus, dass viele Student/innen dort lernen und sich konzentrieren müssen, und meiner Meinung nach geht das schlecht, wenn das Gebäude weder Licht- noch Luftquellen hat. Das Gebäude ist zwar von außen verglast, aber die meisten Räume sind ohne Fenster."

Service

Ernst Hiesmayr - Juridicum Wien
Universität Wien - Juridicum

Gestaltung

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