Marina Abramovic

APA/GEORG HOCHMUTH

Ausstellung

"Two Hearts" von Marina Abramovic in Wien ausgestellt

Gestern wurde der Grande Dame der internationalen Performancekunst in Wien der Globart Award für ihr Lebenswerk überreicht. Heute wird in der Galerie Krinzinger die Ausstellung "Two Hearts" von Marina Abramovic eröffnet.

Morgenjournal | 26 04 2018

Sabine Oppolzer

Kulturjournal | 26 04 | Interview

"Wenn man sich ohne Ablenkung durch die Sprache auf das Gegenüber konzentriert, dann arbeitet das Gehirn mit doppelter Geschwindigkeit." Marina Abramovic im Gespräch über ihre Angst, die Entfremdung und stille Kommunikation.

Die heute 71-Jährige rammte sich seit den 1970er Jahren Messer in die Finger, sprang durch Flammen oder wanderte die Chinesische Mauer entlang, war mehrmals bei der documenta eingeladen und 1997 wurde sie mit dem Goldenen Löwen bei der Biennale in Venedig ausgezeichnet.

Blutrünstige Performances der 1970er Jahre

Die charismatische Künstlerin mit den langen dunklen Haaren hat jahrzehntelang in ihren Performances mit gefährlichen Dingen wie Messern oder Feuer hantiert. Sie sagt, in allen Kunstgattungen ginge es doch immer um die großen Ängste der Menschheit wie Vergänglichkeit oder Tod. Sie habe das in ihren Performances vor Publikum ausgelebt.

"Meine Arbeit hat so viele soziale und politische Ebenen; sie wirkt aber auch emotionell und spirituell."

Weil die Künstler der 1970er Jahre die Bilderrahmen sprengen wollten, um mehr Leben in die Kunst zu bringen, ließ sich etwa Chris Burden während einer Performance in den Arm schießen und Valie Export kroch zwischen elektrisch geladenen Drähten herum. Marina Abramovic ist eine der wenigen, die noch immer Performances macht.

Performance der Stille im MoMA 2010

Vorbei ist es nun mit blutrünstigen Spektakeln - jetzt zeigt sie Performances, bei denen die Dramatik ganz im Verborgenen stattfindet. Lange Menschenschlangen bildeten sich etwa 2010 vor dem MoMA in New York, als Marina Abramovic 90 Tage lang still auf einem Stuhl saß und schweigend Besucher empfing. Diese nahmen ihr gegenüber Platz und traten mit ihr in nonverbale Kommunikation. Manche berichteten von einer lebensverändernden Erfahrung.

Im Anschluss an ihre Performance hätten russische und amerikanische Hirnforscher ihr Gehirn an Sonden angeschlossen und festgestellt, dass die Gehirne zweier Menschen bei intensiver nonverbaler Kommunikation die doppelte Aktivität aufwiesen. "Die Sprache scheint wie ein Vorhang der Ablenkung zwischen zwei Menschen zu hängen. Wenn wir einander nur ansehen, läuft die Kommunikation ganz direkt und ist unglaublich tiefgehend", so Abramovic.

Der Angst ins Gesicht sehen

Auch hier habe sie Angst gehabt, sagt Abramovic. Aber genau darum gehe es im Leben: der Angst ins Gesicht zu sehen. Man lerne nur etwas, wenn man durch die Hölle gehe. Im Glück lerne man selten dazu.

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"Balkan Baroque" als politisches Statement

Abramovic geht immer von persönlichen Erfahrungen aus, um größere Themen zu untersuchen. So hat sie etwa in ihrer Videoperformance "Balkan Baroque", für die sie 1997 in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde, den Krieg in Ex-Jugoslawien thematisiert: Dabei hat sie täglich mehrere Stunden frische Rinderknochen mit einer Bürste gereinigt, während sie Totenlieder sang.

Diese Performance habe sie vor allem deshalb gemacht, weil sie serbisch-montenegrinischer Abstammung sei. Ansonsten wolle sie zu sämtlichen Kriegen dieser Welt vor allem eines sagen: Lesen sie Gandhi!

Alte Frauen sollten nicht auf Sex verzichten

In einer Fotoserie, die jetzt in der Galerie Krinzinger zu sehen ist, setzt sich Abramovic mit dem alternden weiblichen Körper auseinander. Ihre Empfehlung an ältere Frauen: keinesfalls auf Sex als Quelle von Lebensenergie verzichten!

Service

Galerie Krinzinger - Marina Abramovic. "Two Hearts", 26. April bis 9. Juni 2018
Vimeo - Marina Abramovic über "The Artist Is Present" (MoMA 2010)

Gestaltung