Auto in Havanna

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Ambiente

Havanna ungeschminkt

Ursula Burkert hat sich gemeinsam mit Jaqueline Hechevarría Carbonell, einer in Österreich lebenden kubanischen Musikwissenschaftlerin und Pianistin auf einen Streifzug durch Havanna und Umgebung gemacht.

Kuba hat seit kurzem ein neues Staatsoberhaupt. Veränderungen wird es geben, davon sind viele Bewohner der Karibikinsel überzeugt, sie wünschen einen Wechsel. Wie schnell sich aber positive Veränderungen nach der Amtsübergabe am 19.April 2018 abzeichnen werden, ist fraglich. Eines aber ist gewiss: mit Miguel Díaz-Canel, der Nachfolge des inzwischen 86-jährige Raúl Castro, ist seit 59 Jahren der erste kubanische Staatschef, der nicht Castro heißt und der nach der Revolution – im Jahr 1960 – geboren wurde. Ein tiefer Einschnitt in die Geschichte der Karibikinsel ist dies auf alle Fälle und eine große Herausforderung für die neue Regierung. Denn diese kann sich nun nicht mehr ausschließlich auf die historischen Errungenschaften beziehen, sie wird sich verstärkt darum bemühen müssen, die wirtschaftliche und soziale Lage der Menschen in Kuba zu verbessern. Denn seit vielen Jahren ist in Kuba „von einem Sozialismus im Krisenmodus“ die Rede.

Fiaker in Havanna

ORF/URSULA BURKERT

Wirtschaftlich hängt das System in den Seilen, die Bevölkerung arbeitet zu Mindestlöhnen, die 30 Euro pro Monat kaum überschreiten. Das führt zu Unzufriedenheit, die durch Lebensmittelkarten, niedrige Mieten und kostenlose Bildung, nicht wettgemacht werden kann. Kein Wunder, dass etliche Kubaner ihr Land verlassen wollen, viele es schon verlassen haben. Durch die Kurskorrekturen, die schon Raúl Castro einleitete, nämlich in gewissem Rahmen private Unternehmen möglich zu machen, sind Veränderungen allerdings schon spürbar. Die Karibikinsel dockt immer mehr an die westliche Welt an: An öffentlichen Plätzen in der Nähe von Hotels sorgen z.B. Internet-Hot-Spots für Menschenansammlungen, die umgedrehte blaue Anker als Zeichen für Paladares ( privat geführte Unterkünfte und Restaurants) häufen sich, Kubaner dürfen reisen, Autos und Wohnungen kaufen.

  • Wahrsagerinnen in Havanna

    Wahrsagerinnen warten auf Kundschaft

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  • Oldtimer

    Es gibt sie noch, die berühmten Oldtimer

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  • Typisches-Haus-in-Habana-Vieja

    Typisches Haus in Habana Vieja

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  • StraßenverkäuferInnen in Havanna

    Straßenverkäufer in Habana Vieja versorgen die Bewohner mit Gemüse

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Habana Vieja, wo sich die meisten Touristen tummeln, die noch das „alte, unverfälschte“ Havanna erleben wollen, hat sich teilweise sehr herausgeputzt. Dennoch halten sich neben elegant renovierten Palästen die Fassaden abbruchreifer Häuser gerade noch aufrecht. Bäume wachsen aus den Ruinen, in welchen Katzen und Obdachlose wohnen. Dieser Anblick ist in Centro Habana noch häufiger, dort fürchten die Bewohner vor jedem Hurrican, dass ihnen das Dach über dem Kopf zusammenfällt.

Einige Privatinitiativen, aber auch die staatliche Denkmalschutzkommission unter Eusebio Leal bemühen sich darum die Gebäude vor dem Einstürzen zu retten, aber auch den Charakter der Altstadt zu erhalten. Immerhin gehört Habana Vieja seit 1994 zum UNESCO Weltkulturerbe. „Arte Corte“ ist so eine Initiative, die sich sowohl für die soziale Resilienz als auch für die Restaurierung verfallender Häuser in Alt-Havanna einsetzt. Außerdem bringt ihr Gründer der Friseur Gilberto Valldares, genannt „Papito“ auch noch in „seiner“ Straße die Kunst und Kultur ins Spiel. Die einst heruntergekommene Straße mit Ruinen ist heute mit Lokalen, Galerien und Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen ein lebendiger Treffpunkt.

Ebenfalls durch privates Engagement konnte in der Calle Concordia in San Leopoldo / Centro Habana der Plazzo Camagüey gerettet werden. Emilio Nunez wuchs in diesem 1913 erbauten Haus auf und erlebte später mit, wie hier 1993 der berühmte kubanische Film „Fresa y chocolate“( Erdbeer & Schokolade) gedreht wurde. Ein paar Jahre später begann er einen Teil des Hauses in “La Guarida“, in eines der besten Restaurants der Stadt zu verwandeln ohne den morbiden Charme des Gebäudes zu zerstören.

Exilkubanerin Jaqueline Echevarria Carbonell auf Heimatbesuch

Exilkubanerin Jaqueline Hechevarría Carbonell auf Heimatbesuch

ORF/URSULA BURKERT

Ursula Burkert hat sich gemeinsam mit Jaqueline Hechevarría Carbonell, einer in Österreich lebenden kubanischen Musikwissenschaftlerin und Pianistin auf einen Streifzug durch Havanna und Umgebung gemacht. Sie besuchten die Universität in Miramar auf einem Gelände, das vor der Revolution den amerikanische „Country Club“ beherbergte, wo man in den 1950er Jahren dem farbigen Präsidenten Batista der Zutritt verwehrte. Außerdem folgten sie der traditionellen Prozession, die jedes Jahr am 6. Jänner ( am Día de los Reyes) zur Erinnerung an die Zeit der Sklaven durch Habana Vieja führt und besuchten dis Casa de Africa.

Text: Ursula Burkert, oe1.ORF.at