Ankündigungsbild Der Besuch der alten Dame

WIENER BURGTHEATER/REINHARD WERNER

Veranstaltung abgeschlossen

Der Besuch der alten Dame am Burgtheater

Eine Gruppe von Ö1 Club-Mitgliedern war am 29. 5. nach einer Werkeinführung zum Besuch der Vorstellung von "Der Besuch der alten Dame" eingeladen.

Kann man seine Heimat hinter sich lassen? Claire Zachanassian kann es nicht. In Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" (1956) kehrt sie zurück an den Ort ihrer Kindheit und Jugend, um sich zu rächen. Im Burgtheater hat das Stück am 26. 5. Premiere. Viele Jahre sind vergangen, seit Klara Wäscher ihre Unschuld im Dörfchen Güllen an Alfred Ill verlor. Der sie dann sitzen ließ mit dem Kind, sie als Hure diffamierte. Nun kommt sie zurück, eine schwerreiche Witwe, und verspricht dem eine Milliarde, der Alfred tötet. "Bleich, aber würdig" tritt man ihr entgegen, spricht von Europa, Recht und Menschlichkeit, lehnt mit Empörung das ungeheuerliche Angebot ab. Sie antwortet mit dem kürzesten Satz in dieser tragischen Komödie: "Ich warte."

"Die Welt verändert sich durch den Menschen, aber der Mensch verändert sich nicht und fällt der durch ihn veränderten Welt zum Opfer", hat Dürrenmatt (1921–1990) einmal konstatiert. Die Zerbrechlichkeit des Menschen in der Moderne, umrissen mit einem Satz. Die Illusion von Heimat als hilfloser Versuch, sich an etwas festzuhalten in einer Welt, die sich rasend schnell verändert. Dürrenmatt hat die Welt nicht vereinfacht. Mit sublimer Reduktion, wie ein Schweizer Uhrmacher, der ein Gehäuse öffnet, machte er die Mechanik dahinter erkennbar. Frank Hoffmann inszeniert, in den Hauptrollen sind Maria Happel und Burghart Klaußner zu sehen.

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