Die Inntöne 2018 in Ö1

31. Jänner 2019, 11:42

Das entspannte Jazzfestival, das seit 1986 mehrere Jahre auf Schloss Sigharting stattgefunden hat und 2002 auf den Bauernhof von Festivalkurator Paul Zauner in Diersbach übersiedelt ist, hat sich zu einem der zwei wichtigsten Jazzfestivals in Österreich entwickelt.

Seit das Jazzfestival Saalfelden - vormals das große Jazzfestival Österreichs - in Konkurs ging und als Festival mit Schwerpunkt Avantgarde und experimentellem Jazz wiedereröffnet wurde, decken die Inntöne eine andere Seite ab: jene vom Avantgardejazz bis zum alten Gospel, Soul und Blues.

Avantgardejazz, Gospel, Soul und Blues

Mister African Jazz, der Startrompeter Hugh Masekela, stand schon auf der Bühne des Heustadls, ebenso junge Jazzer wie der israelische Gitarrist Gilad Hekselman und mehrere seiner Kollegen am Piano, die junge deutsche Jazzgeneration um den Pianisten Florian Weber, die österreichischen Stars wie Trompeter Lorenz Raab und die Formationen der Jazzwerkstatt Wien. Ebenso Saxofonist Lou Donaldson, der schon in den 1950er Jahren mit dem Hardbop begonnen und an der Seite des experimentellen Pianisten Thelonious Monk fortgesetzt hat, und die Vokalistin Barbara Morrison mit dem Vokalisten und Perkussionisten Mansur Scott aus Harlem.

Paul Zauners Gastfreundschaft hat den Bauernhof über Wochen schon zur Sommerfrische-Außenstelle des Apollo Theatre gemacht. Und der Soul- und R ’n’ B-Sänger Gregory Porter hat nach seinem Auftritt bei den Inntönen seine internationale Karriere erst richtig begonnen.

Ungeplante Begegnungen

Die Inntöne bringen aber auch ein paar Unwägbarkeiten: Im Stadl war es sogar schon mal norwegischen Jazzern zu kalt, es kann vorkommen, dass die Schwalben leise Passagen vervollständigen; die dünnen Holzwände bieten aber auch Vorteile fürs pausierende Publikum. So hat die Bigband Mühlbacher USW vor mehreren Jahren mit ihren polyrhythmischen Geflechten dermaßen stark aus dem Stadl gewirkt, dass sie einen regelrechten Sog entwickelte. Most- und Bierkrüge blieben draußen in der Abendsonne stehen.

"Where everybody is somebody" - das wurde 2010 auch für eine Gruppe südafrikanischer Jugendlicher, die mit ihrem Musiktheater gerade durch Europa tourten, zur Realität. Sie durften unabgesprochen mit Hugh Masekela auf die Bühne und lieferten eines der Highlights des Festivals. Als einer von ihnen dann daheim bei der Mama im Township anrief und erzählte, er sei gerade mit dem Trompetenstar aufgetreten, der jahrelang im US-Exil gelebt hatte und ein paar Wochen später die Fußball-WM eröffnen würde, wies ihn diese scharf zurecht: So ein Blödsinn sei ja wohl unglaubhaft.

Kamasi Washington, Anna-Lena Schnabel u.a.

Zum Motto gehört es auch, dass die Zauner-Mama und der langjährige Bauernhofmitarbeiter Toni Jäger die Scheibtruhe über den Hof schieben und sich dann zu den Stars setzen. Ein "Wunder vom Sauwald" ("Passauer Neue Presse") ist es, dass die eigens gezüchteten Hendln alljährlich grillfertig werden. Wirtshausschlägereien gibt’s keine - auch dafür war der Sauwald in der Vergangenheit bekannt. Stattdessen nächtliche Jazzsessions im St. Pig’s Pub, dem umfunktionierten Schweinestall.

Dieses Jahr bringt Soweto Kinch britischen Jazz, der aus dem Hip-Hop destilliert wurde. Saxofonist Bobby Watson wird das Festival eröffnen - er hat seinen gediegenen Sound seit den Zeiten mit Art Blakey in den 1950ern reifen lassen. Kamasi Washington, derzeit angesagter Saxofonist aus den USA, wird vermutlich eher für Ecken und Kanten sorgen. Die junge deutsche Saxofonistin Anna-Lena Schnabel kommt mit einem frischen Quartett. Und die Band des Posaunisten Raul de Souza wird für die Inntöne unüblichen Funkjazz und Samba mitbringen.

Service

Inntöne - 18. bis 25. Mai 2018

Jazzfest Wien - 15. Juni bis 10. Juli 2018
Nickelsdorfer Konfrontationen - 19. bis 22. Juli 2018
Outreach-Festival - 2. bis 4. August 2018
Jazzfestival Saalfelden - 23. bis 26. August 2018
Jazzfestival Leibnitz - 27. bis 30. September 2018
Jazz & The City - 17. bis 21. Oktober 2018