Bregenzer Festspiele

Berthold Goldschmidts "Beatrice Cenci" live

Am 18. Juli (19:30 Uhr) überträgt Ö1 die Premiere der Oper "Beatrice Cenci" des deutsch-britischen Komponisten Berthold Goldschmidt live von den Bregenzer Festspielen.

Der Stoff, aus dem das Libretto zur Oper "Beatrice Cenci" geschneidert wurde, ist durchaus aktuell: Reicher Mann, Besitzer von mehreren hochpreisigen Immobilien, genießt sein Leben in Saus und Braus, feiert opulente Feste mit denen, die ihm zu Füßen liegen, und räumt die, die das nicht tun, erbarmungslos aus dem Weg. Egal ob sie zur Familie gehören oder nicht.

"Eine richtige Belcanto-Oper" Berthold Goldschmidt

Der Unterschied zu heute: Der reiche Mann kauft sich für seine Verfehlungen bei der Kirche frei. Francesco Cenci lebte im 16. Jahrhundert, damals konnte man sein Gewissen noch mit einem Ablass beruhigen, falls man eines hatte. Das war ein gutes Geschäft für die Kirche. Mehrere Immobilien der Cencis gingen so in den Besitz der Apostolischen Kammer über.

Kritische Töne in Richtung Kirche

Beatrice war die Tochter des Francesco Cenci. Zwei ihrer Brüder hatte der Vater schon ermordet. 1595 sperrt Francesco Cenci seine Tochter und seine zweite Frau in einem seiner Schlösser ein, misshandelt sie mit größter Brutalität und verbietet Beatrice zu heiraten. Gemeinsam mit ihrer Stiefmutter, ihrem Bruder und anderen plant Beatrice Cenci den Tod des Vaters. Im September 1598 wird er umgebracht und ein Unfall vorgetäuscht. Die Wahrheit kommt dennoch ans Licht, die ganze Familie Cenci wird unter Arrest gestellt.

Die Sympathie der Bevölkerung gilt den Cencis. Papst Clemens VIII. wird von allen Seiten aufgefordert, Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Der jüngste Cenci kommt mit dem Leben davon, alle anderen Familienmitglieder werden hingerichtet, und die Apostolische Kammer zieht die Güter der Cencis ein.

Erst 1988 in London uraufgeführt

Kein Wunder, dass ein so dramatischer Stoff Dichtern und Komponisten als Inspiration diente. Einer davon ist Berthold Goldschmidt. 1903 in Hamburg geboren, muss er seine Heimat nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verlassen, 1935 emigriert er nach England. In Deutschland hat Goldschmidt durchaus Erfolge vorzuweisen: Seine Oper "Der gewaltige Hahnrei" ist 1933 sowohl vom Publikum als auch von der Presse gut aufgenommen worden.

In England komponiert er fast nicht mehr. 1949 vertont er das Libretto von Martin Esslin nach Percy Bysshe Shelleys Drama "The Cenci" und nimmt damit am britischen Opernwettbewerb teil. Die Wettbewerbsjury prämiert Goldschmidts Entwurf. Die ihm zugesagte Aufführung kommt aber nicht zustande. Erst 1988 wird die konzertante Fassung von "Beatrice Cenci" in London uraufgeführt, 1994 dann in Magdeburg die szenische Version.

Rarität im Haus, der Kassenschlager am See

Berthold Goldschmidt nannte "Beatrice Cenci" eine "richtige Belcanto-Oper", Elisabeth Sobotka, die Intendantin der Bregenzer Festspiele, ortet in Goldschmidts Musik durchaus Hitpotenzial und führt eine Programmtrias weiter, die schon zu Zeiten des Duos Wopmann und Pountney ebenso klug wie erfolgreich war: die Rarität im Haus, der Kassenschlager am See (Bizets "Carmen" wird sich auch heuer wieder als Publikumsmagnet erweisen) und eine Opernuraufführung auf der Werkstattbühne des Bregenzer Festspielhauses. Thomas Larchers Oper "Das Jagdgewehr" wird es sein. Karl Markovics führt Regie, er inszeniert in Bregenz zum ersten Mal eine Oper.

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Bregenzer Festspiele - 18. Juli bis 20. August 2018