Ute Lemper

BRIGITTE DUMMER

Lieder für die Ewigkeit

Chansonstar Ute Lemper in Wien

Als "Marlene Dietrich der Gegenwart" hat man sie bezeichnet, als Kurt-Weill-Interpretin wurde sie berühmt, als letzte Diva Deutschlands wird sie gefeiert, auch wenn sie schon lange in den USA lebt: Die Chansonsängerin und Musicaldarstellerin Ute Lemper. Heute Abend gastiert sie im Wiener Jazzclub Porgy & Bess mit ihrem Programm "Lieder für die Ewigkeit". Entstanden sind diese Lieder in jüdischen Ghettos und NS-Konzentrationslagern wie Theresienstadt oder Vilnius.

Morgenjournal | 30 05 2018

Katharina Menhofer

Lieder um das Erlebte zu verarbeiten, das Leiden erträglicher zu machen, die Hoffnung wachzuhalten, das Heimweh zu bekämpfen. Aus unterschiedlichen Gründen, aber unter denselben Umständen - nämlich im Angesicht des Todes, sind jene Lieder entstanden, die Ute Lemper in "Songs for Eternity" interpretiert.

Ein Kloß im Hals

Vor drei Jahren zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz hat sie ihr Programm zusammengestellt. An ihr erstes Konzert erinnert sie sich noch gut: "Da fing die Musik an, ich hab einen wunderbaren Klezmer-Violinisten, der fängt an zu spielen, ich will zu erzählen beginnen, aber da hatte ich auf einmal so einen Kloß im Hals stecken." Mittlerweile ist der zwar weg, aber die Emotionalität des Vortrages noch da.

Intermezzo | 03 06 2018

Da gibt es etwa das Lied einer Mutter, die ihr Kind aus dem Ghetto schmuggelt, damit es bei einer fremden Familie überleben kann. "Dann gibt es Wiegenlieder, Kinderlieder, Trostlieder, aber auch die Lieder der professionellen Komponisten, wie Viktor Ullmann", erzählt Künstlerin.

Weltweit hat sie die jiddischen und zum Teil deutschen Lieder schon in Kirchen, Theatern, Synagogen und Konzertsälen präsentiert. Jetzt zum Gedenkjahr 1938 ist Wien an der Reihe. "Wir versuchen die Atmosphäre des Jazzclubs zu vergessen. Da darf kein Getränk oder Essen serviert werden, jede Form von Entertainment muss weg. Das muss eine ganz abstrakte Atmosphäre sein, die sich einfach dem Thema widmet."

Ute Lemper

LUCAS ALLEN

Rendezvous mit Marlene

"Mauer um republikanische Staaten"

Seit 20 Jahren lebt die 55-jährige Ute Lemper mit ihrem jüdischen Mann und ihren vier Kindern in New York. Sie sieht sich als Kosmopolitin und blickt mit Schaudern auf die nationalistischen Entwicklungen in Europa.

Mit der amerikanischen Politik kann sich die Künstlerin naturgemäß auch nicht anfreunden: "Dann soll Trump seine Mauer um die republikanischen Staaten bauen, soll sich sein eigenes Mahaghonny schaffen (nach Brechts ‚Aufstieg und Fall der Stadt Mahaghonny‘), aber die anderen 50 Prozent von Amerika soll er in Ruhe lassen, mit seiner blöden Politik."

Rendezvous mit Marlene

Ihr jüngstes Programm "Rendezvous mit Marlene" widmet Ute Lemper Marlene Dietrich, mit der sie einmal telefoniert hat, und mit der sie schon seit Beginn ihrer Karriere verglichen wurde - eine Tatsache, die sie immer als höchste Ehre empfunden hat. Jene Lieder für die Ewigkeit, die Lemper heute Abend im Porgy & Bess darbietet, hätten vermutlich auch Marlene gefallen.

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