Zeitungen

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Morawa

Und wer bringt jetzt die Zeitung?

Morawa stellt mit Jahresende seinen Pressevertrieb ein. Das bedeutet, dass die Firma viele österreichische Tageszeitungen und Magazine nicht mehr an Trafiken, Buchhandlungen, Supermärkte oder Tankstellen ausliefern wird. Das Geschäft lohne sich nicht mehr, die Kosten seien zu hoch. Es werde zu wenig verkauft, weil Leser und Leserinnen lieber im Netz lesen. Die Verleger wollen aber nicht aufgeben, und in Salzburg wittert die einzige Konkurrenz schon ihr Geschäft.

Morawa hinterlässt ein große Lücke: Der Traditionsbetrieb ist mit Ausnahme von "Krone" und "Kurier" für den Vertrieb aller österreichischer Tageszeitungen zuständig und liefert auch die Magazine der "News"-Gruppe oder Red Bull aus, sowie viele Illustrierte.

Verleger suchen eine Alternative

Jetzt müsse man schnell Alternativen finden, sagt Gerald Grünberger, Geschäftsführer vom Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ): "Wir werden mit Sicherheit bis zum Jahresende eine Lösung gefunden haben, sodass Zeitungen und Magazine in Trafiken, Kiosk, Supermärkten und Tankstellen weiterhin verfügbar sind, weil wir überzeugt sind, dass das eine Art Infrastrukturleistung ist, auch im Sinne der Demokratie." Denn das große Geschäft sei der Einzelhandel nicht, er mache nur fünf Prozent des Verkaufs aus, Zeitungen würden überwiegend über Abos an den Kunden gebracht, meint Grünberger.

"Wir wollen sichtbar bleiben"

Besonders für kleinere Verlage geht es um die Sichtbarkeit im Handel, sagt Markus Huber vom Fleisch-Verlag, der die Magazine "Fleisch" und "Wald" herausbringt. "Am Ende muss der Kunde, wenn er am Westbahnhof oder am Hauptbahnhof in den Zug steigt oder sich am Flughafen vor dem Abflug im Zeitungsladen herumtreibt, diese Hefte sehen - damit er weiß, dass es sie gibt, und sie vielleicht mal kauft."

Salzburger Monopolist bleibt übrig

Die Frage ist, wer das Vertriebsgeschäft übernehmen kann. Eine Option ist der Salzburger Pressegroßvertrieb PGV Austria. Dort laufen gerade die Telefone heiß, sagt Vertriebsleiter Florian Kraus. Bisher haben die Salzburger vor allem deutsche Publikationen vertrieben und keine österreichischen Tageszeitungen. Man könne das Geschäft von Morawa übernehmen, meint Kraus. "Ja sicherlich können wir das abdecken. Die ersten Gespräche laufen auch schon, die ersten Kontaktaufnahmen sind erfolgt." Man müsse nur organisatorisch einiges umstellen, aber könnte das schon stemmen. Immerhin sei man schon 70 Jahre auf dem Markt.

Steigen jetzt die Zeitungspreise?

Viele Alternativen zu den Salzburgern gibt es nicht. Einige Verlage könnten höchstens selbst liefern, so wie die Mediaprint jetzt schon. Zum Beispiel die Bundesländerzeitungen, meint Grünberger. Weil es aber nun weniger Anbieter am Markt gibt, könnten die Preise für den Vertrieb steigen. Ob dann auch die Preise für die Kunden steigen, weil die Verleger höhere Kosten haben, ist unklar. VÖZ-Geschäftsführer Grünberger will sich da nicht festlegen: "Wenn es nur mehr einen Anbieter am Markt gibt, kann es natürlich passieren, dass sich bei einem Quasi-Monopol die Preise anders gestalten, aber das muss sich noch nicht zwingend auf den Zeitungspreis niederschlagen. Wenn es eklatant teurer wird, wird man sich was überlegen müssen.“ Kleinere Verleger sind besorgt - zum Beispiel Markus Huber vom Fleisch-Verlag. Er rechnet fix damit, dass es für ihn teurer wird, seine Magazine in den Handel zu bringen.

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