Dach des Südbahnhotels

KULTURSOMMER SEMMERING

Semmering

Kultursommer belebt Südbahnhotel

Der Kultursommer Semmering holt das Südbahnhotel wieder aus dem Dornröschenschlaf.

Das Südbahnhotel am Semmering gehört zu den historischen Baujuwelen des Landes. Es gehörte um die Jahrhundertwende zu den führenden Luxushotels Europas, mit prominenten Gästen wie Gustav und Alma Mahler, Sigmund Freud, Karl Kraus oder Arthur Schnitzler. Seit den 1970er Jahren ist der Betrieb stillgelegt, nach mehreren Besitzerwechseln steht es bis heute leer und zum Verkauf.

Mittagsjournal | 30 06 2018

Katharina Menhofer

Die Festspiele Reichenau konnten das Hotel zehn Jahre lang als Theaterspielort nutzen, seit dem letzten Jahr steht es der Initiative des Musikers Florian Krumpöck zur Verfügung, der den Kultursommer Semmering leitet und eine ganze Region kulturell wiederbeleben will. Bis 3. September werden Südbahnhotel und Kurhaus Semmering mit Lesungen, Konzerten, Theater und Kabarettprogramm bespielt.

Südbahnhotel

KULTURSOMMER SEMMERING

Wenn hinter jedem erfolgreichen Mann eine erfolgreiche Frau steht, so steht hinter Florian Krumpöcks Erfolg eine Grande Dame. Die schlummernde alte Dame, wie das Südbahnhotel gern genannt wird, thront mit ihren grüngedeckten Türmchen und Terrassen majestätisch am Hang des Zauberberges und hat dem Intendanten im Vorjahr ein kräftiges Besucherplus.

Doppelt so viele Gäste

Während man im Vorjahr, wo man kurzfristig hinein durfte, auf eine Steigerung der Besucherzahlen um 40 Prozent verweisen konnte, zeigt der heurige Kartenverkauf bereits eine 50-prozentige Steigerung. "Wenn das so weitergeht, schaut das geradezu sensationell aus", freut sich Krumpöck.

Essen wie Arthur Schnitzler

Auch diesen Sommer darf der Pianist das Südbahnhotel wieder wachküssen und auch deutlich prominenter als im Vorjahr bespielen. Die "Literarische Sommerfrische" im Waldhofsaal bestreiten etwa Elisabeth Orth, Karl Markovics, Herbert Föttinger oder Michael Maertens mit einem Jahrhundertwende-Lesezyklus, und beim "Menu à la Belle Époque" kann man sich im Festsaal auch kulinarisch auf den Spuren von Mahler, Schnitzler und Kraus wandeln.

Südbahnhotel, großer Speisesaal

Großer Speisesaal im Südbahnhotel

ALEXANDER DACOS

Stationentheater im alten Kurhaus

Mit dem Kurhaus hat der Kultursommer Semmering auch noch einen zweiten morbid-schönen Jahrhundertwende-Bau als Spielstätte zur Verfügung. Hier, wo schon Paulus Manker einst seine Alma aufführen ließ, soll heuer erstmals ein Stationentheater gezeigt werden. Michaela Ronzoni hat nach einer wahren Begebenheit das Theaterstück "Sonntags 1918" verfasst, in dem es um zwei Paare geht, von denen jeweils einer in der Luftheilanstalt untergebracht ist. Die beiden anderen Ehepartner lernen sich kennen und lieben. So wird gleichermaßen eine private und eine politische Revolution geschildert.

Fassade des Kurhauses

Kurhaus Semmering

BARBARA KROBATH

Prominentes Programm

Claus Peymann wird erstmals Thomas Bernhards Buch "Meine Preise" an zwei Abenden lesen. Birgit Minichmayr interpretiert Ingeborg Bachmann Texte zu Schubert Musik von Florian Krumpöck, Peter Simonischek und Brigitte Karner lesen aus Glattauers "Gut gegen Nordwind" und Philip Hochmair gibt Deutsche Balladen zu elektronischer DJ Klanguntermalung zum Besten. Die Liste der prominenten Gäste ist lang, denn Florian Krumpöcks Netzwerk reicht weit und die Anziehungskraft des Ortes tut das übrige, denn die Luft, so Krumpöck, sei hier immer noch dieselbe wie damals.

Innenansicht Kurhaus Semmering

Kurhaus Semmering

SCHROTTHOFER FOTOMUERZ

Wiederbelebung einer traurigen Region

Der Kultursommer Semmering versteht sich als Initialzündung in einer einst blühenden Region, die heute mit den vielen geschlossenen Hotels (Stühlinger, Panhans) und Leerständen dem kulturellen Ausverkauf preisgegeben ist. Mit einem entsprechenden Masterplan und mit Hilfe von Bund und Land, ist Krumpöck überzeugt, könne hier wohl eine der interessantesten Kultur- und Tourismusregionen des Landes wiederbelebt werden. Doch noch muss man sich mit dem sommerlichen Dornröschenkuss zufrieden geben.

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