Salzburger Nachrichten

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

"Salzburger Nachrichten"

Die Premium-Stimme aus dem Westen

Eine Landeszeitung, die auch außerhalb der Landesgrenzen gelesen und in den politischen Zirkeln Wiens geachtet wird. Das waren die Salzburger Nachrichten schon immer. Seit fast 30 Jahren gibt es das Modell einer Österreich-Ausgabe. Das ist teuer, aber es ist auch ein Markenkern. Und es soll so bleiben, sagt Geschäftsführer Maximilian Dasch im #doublecheck-Interview mit Stefan Kappacher.

Wenn der stellvertretende Chefredakteur und Innenpolitik-Chef der SN, Andreas Koller, in die Tasten haut, dann kommt meistens etwas heraus, was auf breite Beachtung stößt. Das hat Tradition, die Leitartikel des langjährigen Chefredakteurs Karl Heinz Ritschel – er amtierte bis 1995 - zum Beispiel hatten in der Republik enormes Gewicht. Gegründet wurde die Zeitung nach dem Zweiten Weltkrieg vom Druckerei-Leiter Max Dasch und dem von den Nazis verfolgten Journalisten Gustav Canaval, der auch erster Chefredakteur war.

Karl Heinz Ritschel, Max Dasch und Engelbert Washietl, 1995

Karl Heinz Ritschel, Max Dasch und Engelbert Washietl, 1995

APA/HOPI/GS

Drei Generationen Familie Dasch

Die SN sind bis heute im Besitz der Familie Dasch - Max Dasch junior und seine Schwester Gertrude Kaindl-Hönig halten die Anteile. Mit den Familien Dichand ("Kronen Zeitung", "Heute") und Russ ("Vorarlberger Nachrichten") zählen die Daschs zu den wichtigsten Verlegerfamilien des Landes. #doublecheck hat mit Maximilian Dasch gesprochen, er ist der Enkel des Gründers und seit fünf Jahren neben seinem Vater Max Dasch junior Mitglied der SN-Geschäftsführung. Jetzt ist der Sohn auch im Zeitungsverband aufgerückt, dort hat Maximilian Dasch seinen Vater als VÖZ-Vizepräsident abgelöst.

Über Salzburg hinaus wirken

Der junge Dasch lebt die Tradition des von seiner Familie geprägten Medienhauses: "Ich sehe unseren Schwerpunkt natürlich auch in der Vermarktung und bei unserer Leserschaft im Bundesland, wir wollen aber den Leserinnen und Lesern außerhalb des Bundeslands auch eine zweite Stimme bieten, eine Stimme aus dem Westen, eine Stimme aus Salzburg, die natürlich jetzt gerade in Bezug auf die Bundespolitik vielleicht eine gewisse alternative Perspektive einbringt." In Wien leisten sich die Salzburger Nachrichten eine vergleichsweise große Redaktion, gut ein Drittel ihrer Leser erreichen die SN außerhalb Salzburgs.

Maximilian Dasch

Maximilian Dasch

APA/HANS PUNZ

Kostenfaktor Österreich-Ausgabe

Ein teures Konzept, das die Zeitung zuletzt finanziell schwer unter Druck gebracht hat, räumt Maximilian Dasch ein: "Es ist sicher mitunter aufwendiger, diese Form des Journalismus auch weiterhin zu betreiben. Aber umgekehrt zahlt es natürlich sehr stark in die Marke ein, ins Renommee des Unternehmens." So lange es wirtschaftlich möglich sei, werde man an diesem Weg festhalten, sagt Dasch: "Der Grundauftrag besteht ja darin, dass man eine Zeitung macht, um die Demokratie und das Miteinander zu stärken, um Menschen zu informieren und zu begleiten." Und das höre nicht an der Grenze des Nachbarbundeslandes auf, sondern gehe darüber hinaus.

Maximilian Dasch im #doublecheck-Interview mit Stefan Kappacher

"Konzern in den schwarzen Zahlen"

Die SN haben in den vergangenen Jahren Verluste geschrieben, es gab Sparmaßnahmen auch in der Redaktion, Vermögen musste veräußert werden, wie Dasch bestätigt. Für 2017 gebe es noch keinen Jahresabschluss, aber: "Wenn man unser gesamtes Konzernergebnis betrachtet, dann stehen wir wirtschaftlich auf alle Fälle auf gesunden Beinen. Im Konzern können wir schwarze Zahlen aufweisen." Für die Zeitung allein gilt das offenbar noch nicht.

Die Abo-Erlöse als Hoffnungsgebiet

Die Österreich-Ausgabe sei aber nicht nur ein Kostenfaktor, sondern im Gegenteil auch Hoffnungsgebiet, was die Erlöse betrifft: "Wir haben die Möglichkeit, auch über die Grenzen hinaus Leser und Abonnenten für uns zu gewinnen, was für mich auch eine tragende Säule der Zukunft unseres Geschäftsmodells ist", sagt Maximilian Dasch. Die Werbeeinnahmen gehen ja zurück und wandern ins Digitale ab, auch bei den "Salzburger Nachrichten". Da werden die Vertriebserlöse wieder wichtiger: Die SN erzielen 55 Prozent der Erlöse über Abonnements und 45 Prozent über Anzeigen.

Ewig Kopf an Kopf mit der "Krone"

Bundesweit haben die SN eine Reichweite von 3,5 Prozent, im Bundesland Salzburg liegt sie bei 35,7 Prozent. Während die "Kronen Zeitung" in anderen Bundesländern einer geringere Rolle spielt, macht die Boulevardzeitung in Salzburg den SN Konkurrenz und ist ihr mit 32,9 Prozent aktuell wieder dicht auf den Fersen. "Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen, und das schon seit vielen Jahren. Wir bemühen uns natürlich täglich, einen Vorsprung herauszuarbeiten und idealerweise irgendwann einmal die Nummer eins im Bundesland zu sein", beschreibt Dasch die Situation, die im Nachbar-Bundesland Oberösterreich übrigens ähnlich ist: Dort matchen sich "Krone" und "Oberösterreichische Nachrichten", kurz OÖN.

Maximilian Dasch über die Konkurrenz der "Krone" und wirtschaftliche Lage des Hauses

Starke Kooperationspartner helfen

Mit den OÖN verbindet die SN eine Kooperation bei der digitalen Werbevermarktung, früher in einer gemeinsamen Firma. Heute machen das beide Blätter im Verbund der "purpur media". Die Salzburger Nachrichten haben aber einen noch stärkeren Partner für Vertrieb und Druckerei: nämlich ausgerechnet die Mediaprint, zu der die "Kronen Zeitung" als stärkster Mitbewerber der SN gehört. Gemeinsam betreibt man mit je 50 Prozent Anteil das "Druckzentrum Salzburg" und die "Salzburg Logistik", die die Hauszustellung von SN, der Mediaprint-Titel "Salzburg-Krone" und "Kurier", aber auch aller anderen Zeitungen für das Verbreitungsgebiet Salzburg besorgt.

Mehr selbst produzierte Videos

Im digitalen Bereich möchte Maximilian Dasch das Bewegtbild-Angebot ausbauen, also Videos für das Internet auch selber produzieren. Derzeit werde das sehr ausgesucht eingesetzt – "wo es Sinn macht und wo wir eine Resonanz erzeugen können", etwa bei Landtagswahlen. Auch im Bezahl-Premiumangebot "SN plus", das nach dem Online-Relaunch 2017 an den Start gegangen ist, wird auf Videos gesetzt.

Die SN wollen mehr Videos produzieren, sagt Maximilian Dasch im #doublecheck-Interview

Freundliche Distanz zu Red Bull

Eine Kooperation mit dem in Salzburg ansässigen Servus TV, die Videomaterial zur Verfügung hätten, steht für Dasch nicht im Raum: "Wir kooperieren mit dem Red Bull Media House auf vielen Ebenen, mitunter auch mit Servus TV, aber dass wir jetzt für die Bewegtbild produzieren oder umgekehrt Beiträge von Servus TV in einem größeren Umfang bei uns einbinden, ist derzeit nicht der Fall." Servus TV hat 2015 gemeinsam mit der "Kronen Zeitung" das Bundesländer-Magazin "Servus Krone" erfunden, nach knapp eineinhalb Jahren wurde die Sendung eingestellt. Die "Salzburger Nachrichten" hatten damals aus Protest und aufgrund der engen Wettbewerbssituation Servus TV aus ihrem TV-Programm verschwinden lassen.

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