Mann sticht sich riesen Nadeln mit bunten Fäden in die Stirn

MARCEL LENNARTZ

The Generosity of Dorkas

Uraufführung von Jan Fabre bei ImPulsTanz

Im Vorjahr war der belgische Künstler und Choreograf Jan Fabre gleich mehrfach beim ImPulsTanz-Festival vertreten, unter anderem mit einer umfangreichen Ausstellung. Diesmal ist Fabre mit seinem neuesten Solostück "The Generosity of Dorkas" zu Gast, das im Wiener Odeon uraufgeführt wird.

Morgenjournal | 03 08 2018

Judith Hoffmann

Bibelgeschichte als Tanzsolo

Nur ein kleines Kapitel der neutestamentlichen Apostelgeschichte ist der großzügigen Dorkas (Aramäisch Tabitha) gewidmet. Kurz nach ihrem plötzlichen Tod wird der Apostel Petrus herbeigerufen, der die als großzügig und selbstlos beschriebene Frau von den Toten erweckt. Die umstehenden Witwen zeigen Petrus die Kleider, die Dorkas angefertigt und an die Armen verschenkt hat. Dieser Aspekt habe ihn zur Performance "The Generosity of Dorkas" animiert, erzählt Jan Fabre: "Es ist gerade heute eine schöne Idee: Kümmert euch um die Armen!"

Hommage an einen Tänzer

Fabre entwickelte daraus einen Soloabend für den italienischen Tänzer Matteo Sedda, der ganz in Schwarz gekleidet, mit präzisen, kleinen Gesten und Bewegungen auf den Spuren der biblischen Frau und ihres Erweckers wandelt. "Die Geschichte passt zu diesem italienischen Performer, weil er selbst so ein großzügiger, liebenswerter und sensibler Mensch ist", sagt Jan Fabre. Das Stück sei gewissermaßen auch eine Hommage an Matteo Sedda, mit dem er seit fünf Jahren zusammenarbeitet.

Unter einem Rundbogen aus Nadeln und bunten Fäden, und eingebettet in die hypnotischen Klangflächen des belgischen Komponisten Dag Taeldeman agiert und interagiert Sedda zwischen Bühne und Publikum und wechselt dabei zwischen den Rollen und Geschlechtern seiner Geschichte. Im Verlauf der Performance wird er die Nadeln nacheinander aus dieser kunstvollen Deckenkonstruktion pflücken und wie seine Kleider an das Publikum verschenken.

Tanzen als wäre man von den Toten auferstanden

Immer wieder hat der belgische Künstler, Choreograf und Tänzer Jan Fabre intime poetische Soli als Ausgleich zu seinen großen, nicht selten provokanten und polarisierenden Performances geschaffen, und sie stets gemeinsam mit den Solistinnen und Solisten seiner Tanzkompagnie entwickelt.

Im Zentrum all dieser Solostücke, so auch diesmal, steht die Überwindung des Todes. Denn die biblische Auferstehung von den Toten sei auch für ihn der Schlüssel zu seinen Arbeiten, sagt Jan Fabre: "Meine Tänzer müssen immer so agieren, als seien sie gerade vom Tod zurück ins Leben gekommen. So bekommt jeder Atem, jede Bewegung eine ganz neue Bedeutung. Das gebe ich ihnen seit 40 Jahren mit auf den Weg."

Verneigung vor dem ImPulsTanz-Festival

Mehrere Häuser hätten sich als Austragungsorte für die aktuelle Uraufführung angeboten, doch Jan Fabre habe bewusst das Wiener ImPulsTanz-Festival dafür gewählt - aus Loyalität gegenüber dem Festival und seinem Leiter Karl Regensburger, wie er betont und damit unmissverständlich auch die wachsenden Bedeutung des Wiener Festivals im internationalen Tanzreigen hervorhebt.

Service

ImPulsTanz

Gestaltung