Szene aus "The Barber of Seville", Aufführung aus dem Jahr 2004

AP/MARY ALTAFFER

Radiokolleg

Gioachino Rossini zum 150. Todestag

Gioachino Rossini, dessen Todestag sich am 13. November zum 150. Mal jährt, ist vor allem als Opernkomponist bekannt. Sein alles überstrahlende Meisterwerk ist der "Barbier von Sevilla". Erst in den vergangenen Jahrzehnten jedoch wurde die Meisterhaftigkeit von Rossinis umfangreichen ernsthaftem Opern-Repertoire wiederentdeckt.

Seine komischen Opern wie L’italiana in Algeri, La Cenerentola und vor allem Il barbiere di Siviglia gehören zu den immer wieder gespielten Opernklassikern, mit seinen tragischen Werken dagegen hatte Gioachino Rossini nicht das Glück, dauerhaft ins Standardrepertoire der Opernhäuser Einzug zu halten, selbst wenn Tancredi, Semiramide oder Guillaume Tell immer wieder punktuell auch an diese ganz andere Facette des Komponisten erinnern.

Gioachino Rossini, 1867

ÖNB

Gioachino Rossini, 1867

Auf dem Gipfel seines Ruhmes von der Bühne zurückgezogen

Rossini, 1792 in Pesaro geboren, hatte schon im jugendlichen Alter von 18 Jahren mit der ersten Oper aus seiner Feder, La cambiale di matrimonio, auf sich aufmerksam gemacht, schnell sollte er danach in die Reihe der ersten Opernkomponisten seines Landes aufsteigen.

Vielerorts, auch in Wien, hat er einen wahren Rossini-Taumel ausgelöst. Insgesamt 39 Opern, einige der seriösen von monumentalem Umfang, hat er komponiert - wohlgemerkt in rund zwei Jahrzehnten. Denn nach dem groß angelegten Guillaume Tell von 1829, mit dem er den Wandel von der virtuosen Bravour des italienischen Belcanto zur pompösen französischen Grand Opéra vollzogen hatte, hat sich Rossini entschlossen, kein weiteres Bühnenwerk zu schreiben.

Den kulinarischen Genüssen zugewandt

Er hat zwar nicht ganz mit dem Komponieren aufgehört, Klavierwerke und Lieder, seine Péchés de vieillesse sind entstanden, und auch seine mit rund 90 Minuten Musikdauer gar nicht so kleine Petite Messe solennelle. Mit 37 Jahren und auf dem Gipfel seines Ruhmes hat er sich aber dennoch von der Bühne zurückgezogen, sich in Paris niedergelassen und vor allem kulinarischen Genüssen gewidmet.

In seinem großen Haus sind fast alle Berühmtheiten der Kulturwelt jener Jahre zu Gast gewesen. Berichte von den Soireen im Hause Rossini erzählen vom humorvollen Charakter des Opernmeisters, von seinen witzigen Bonmots über künstlerische Zeitgenossen und Nachfolger auf, vor und hinter der Bühne – und auch von immenser Selbstironie.

Komponieren unter Zeitdruck

Erst im Alter von 76 Jahren verstarb Rossini – nicht nur von der musikalischen Welt betrauert; schon zu Lebzeiten war er auf das Podest der größten Tonschöpfer aller Zeiten gehoben worden. Zunächst wurde er auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise beigesetzt. 1887, fast zwanzig Jahre nach seinem Tod, wurden seine Gebeine in die Florentiner Kirche Santa Croce überführt.

Viele der berühmten Rossini-Opern sind unter enormem Zeitdruck entstanden, in 13 Tagen - so behauptet es die Legende - soll der berühmte "Barbiere" zu Papier gebracht gewesen sein, dennoch zeugen alle Werke von ungemein großer melodischer Erfindungskraft und originell-fantasievoller Orchestrierung des Tonschöpfers; der "Rossini-Stil" war prägend: Donizetti, Mercadante, Puccini und Meyerbeer haben ihn in frühen Schöpfungen aufgegriffen und später weiterentwickelt.

Dieser Artikel enstammt der aktuellen Ausgabe des Ö1 Magazins "gehört".

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