Ringstraßenpalais

APA/GEORG HOCHMUTH

Salzburger Nachtstudio | 30. Mai 2018

Die Tagebücher von Emile Zuckerkandl

Der junge Emile stammte aus einer der prominentesten jüdischen Familien in Wien. Seine Großmutter war die einflussreiche Journalistin Berta Zuckerkandl, die über dem Cafe Landtmann einen legendären Salon betrieb.

Die Prominenz der Wiener Moderne war im Salon der Berta Zuckerkandl zu Gast: Schriftsteller wie Arthur Schnitzler, Stefan Zweig oder Hugo von Hofmannsthal aber genauso Künstler wie Gustav Klimt, Anton Kolig oder Johann Strauß waren Persönlichkeiten, mit denen Emile aufwuchs. Seine Tagebücher seien heute ein Zeugnis einer vernichteten und einzigartigen Kultur in Wien bis 1938, meint Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek. Und sie sind ein Zeugnis eines Jugendlichen, der die NS-Machtergreifung, die Vertreibung und das Exil in seinem Tagebuch dokumentiert. So schreibt er im September 1938. "Denn ich beginne langsam einzusehen, dass es weniger von Bedeutung ist, was ich tue, sondern, dass vor allem wichtig ist, was sich tut."

1938 flüchtete Emile mit seiner Mutter und Großmutter nach Paris und dann nach Algier. In Casablanca machte er seine Matura. 1946 ging er in die USA, nachdem er über Albert Einstein ein Stipendium erhalten hatte. Den Doktortitel erwarb er in Paris. Emile Zuckerkandl gilt als einer der Begründer der molekularen Evolution. Er starb am 9. November 2013 in Palo Alto, Kalifornien.

2012 kaufte die Österreichische Nationalbibliothek das persönliche Archiv von Emile Zuckerkandl, dem das Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek die Ausstellung "Berg. Wittgenstein. Zuckerkandl. Zentralfiguren der Wiener Moderne" widmet, die bis Februar 2019 zu sehen ist.

Eine Annäherung an eine Zentralfigur der Wiener Moderne über die Aufzeichnungen ihres Enkels von Ulrike Schmitzer.

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