Michael Heltau

BURGTHEATER/REINHARD WERNER

CD & DVD

Burg-Doyen Heltau im Live-Mitschnitt

Ohne großes Aufsehen hat der Schauspieler und Chansonnier Michael Heltau im vergangenen Frühjahr seinen Abschied von der Bühne verkündet. Sein letztes Programm "Einen blauen Ballon möcht' ich haben" erscheint jetzt als Live-Mitschnitt aus dem Wiener Burgtheater auf CD und DVD. Heute Abend wird die Aufnahme ebendort präsentiert.

Mittagsjournal | 07 12 2018

Sebastian Fleischer

Bereits mit den ersten Zeilen der Eröffnungsnummer, Joe Sentieris "Vater der Gaukler", vermag Michael Heltau sein Publikum einzunehmen. Noch bei seinem allerletzten Auftritt wirft der 85-jährige Bühnenmensch, begleitet von seinen Wiener Theatermusikern, sein ganzes Können in die Waagschale. Kann dieser Mann denn jemals ohne Bühne auskommen? Ja, er kann, versichert Heltau - und habe es auch in seinen aktiven Jahren nie verlernt.

"Man darf das Leben nicht schwänzen. Man muss immer mit denen etwas zu tun haben, die im Zuschauerraum sitzen", so der Schauspieler und Chansonnier. "Sonst interessieren die sich nicht für diese Gegenbilder, die auf der Bühne sind. Identifikation muss stattfinden!"

Großes Thema Angst

"Einen blauen Ballon möcht' ich haben" - den Titel seines letzten Soloprogramms hat Michael Heltau dem österreichischen Schriftsteller Peter Altenberg entliehen. Ausgehend von einer Alltagsbeobachtung im Wiener Volksgarten, stehe dieser Satz auch für zwei Typen Mensch, so Heltau - jene, die an schönen Dingen festhalten wollen, und jene, die sie loslassen und in die Lüfte schweben lassen können. Er selbst gehöre zu Letzteren. "Keinen Erfolg zu haben im Leben, ist etwas sehr, sehr Trauriges. Aber auf den eigenen Erfolg hereinzufallen, das ist noch viel, viel trauriger."

Sich selbst nicht so wichtig zu nehmen wie seine Rolle - sei es nun im Chanson und Wienerlied oder im klassischen Sprechtheater - diese Uneitelkeit helfe auch gegen die Angst, so Heltau. Schon Albert Einstein habe schließlich zu der von ihm verehrten Schauspielerin Elisabeth Bergner vor deren erstem Broadway-Auftritt gesagt: Fürchten dürfen Sie sich nicht!

Mit David Schalko auf der Bühne

"So ein Satz hilft einem unglaublich! Wir sind jetzt in einer Zeit, in der Angst das große Thema ist. Nämlich die Angstmache!“, meint Michael Heltau, der sich nun, wo seine aktive Zeit vorbei ist, kein Blatt mehr vor den Mund nehmen will. "Ich glaube den Politikern nicht, dass sie wirklich diese entsetzliche Angst haben und nicht mehr ruhig schlafen können, weil es Flüchtlinge gibt. Das ist doch bitte nicht wahr!"

Zur CD- und DVD-Präsentation am Freitag holt sich Michael Heltau den Regisseur und Autor David Schalko auf die Bühne des Burgtheaters. Er mag zwar aus einer ganz anderen Richtung kommen, ist aber als ebenso kritischer Kopf bekannt wie Heltau selbst. Dieser will nämlich auch zum aktuellen Anlass weniger über sich selbst als über die wesentlichen Fragen der Zeit sprechen.

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