Michael Dang und Wolfgang Hübsch

ERICH REISMANN

Eine demütige Annäherung

"Der Bauer als Millionär" im Theater in der Josefstadt

Stücke von Ferdinand Raimund finden sich, abgesehen von einigen Sommertheaterbühnen, nur noch sehr selten auf den heimischen Theaterspielplänen. Die romantischen Zaubermärchen scheinen nicht mehr so recht in die heutige Zeit zu passen. Das Theater in der Josefstadt ändert das nun, und zeigt Raimunds fast 200 Jahre altes Stück "Der Bauer als Millionär" in der Regie von Josef Ernst Köpplinger, dem Intendanten des Gärtnerplatztheater in München. Michael Dangl spielt die Hauptrolle als Fortunatus Wurzel, Wolfgang Hübsch ist als Hohes Alter zu sehen.

Mittagsjournal | 11 12 18

Katharina Menhofer

Michael Dangl

ERICH REISMANN

Michael Dangl als Fortunatus Wurzel

Keine Raimund-Schlachtung

Auch wenn die stark geschminkten Figuren, die zu Beginn im Zuschauerraumraum herumhuschen, ein wenig an schrille Life-Ball-Besucher erinnern – eine Stückzertrümmerung findet hier nicht statt, auch keine Modernisierung oder Desavouierung, so der Regisseur Ernst Josef Köpplinger, dessen Absicht es nie war, "Raimund zu schlachten", das hätte er schon oft genug gesehen. Ihm ging es darum das Stück in eine gewisse Zeitlosigkeit zu versetzen und in dieses Theater zu holen. Immerhin war dieses Theater einst der Uraufführungsort des Verschwenders mit Ferndinand Raimund in der Hauptrolle.

Filigranes Zaubertheater

Der passende Ort, für die kleine melancholische Zeitreise, bei der auch die Poesie des Theaters wiederbelebt werden soll. "Ich hab am Theater das filigrane Zaubertheater vermisst, diese Welt hinter dem Vorhang, die uns auch Trost sein kann, auch Hoffnung, Inspiration und Verstörung, ich wollte einfach schauen, ob ich das mit meinem Ensemble und meinem Team bezwingen kann."

Zum Schauspielerteam gehören unter anderem Alexander Pschill als schwäbelnder Ajaxerle, Wolfgang Hübsch als Hohes Alter, Julia Stemberger als Zufriedenheit, Dominic Oley (Der Hass) oder Martin Niedermair als Neid und allen voran Michael Dangl als Fortunatus Wurzel, jener durch Feenzauber reich gewordene Bauer, der von der Geisterwelt geprüft wird.

Sei geistreich

Die Zauberwelt des Ferdinand Raimund interpretiert Köpplinger als Theaterwelt, und baut aus den Brettern die die Welt bedeuten (Bühnenbild Walter Vogelweider) buchstäblich eine Trennmauer zwischen Geister- und Menschwelt. Die rotblinkende "Geisterreich"- Schrift über dem Eingang, erweist sich als wandelbar, kann bei schnellem Hinschauen als "Österreich" gelesen werden, manchmal leuchten nur die Buchstaben "Sei reich", "Sei geistreich" oder "Streich" auf. Regenmaschine, Windmaschine und Donnerblech unterstreichen den Theaterzauber und das von Jürgen Goriup geleitete Musikerensemble im Orchestergraben trägt dazu bei.

Um die simple Botschaft, dass Geld allein nicht glücklich macht, etwas auf zu fetten, darf Michael Dangl dann das klassische Aschenlied um eine aktuelle Zusatzstrophe ("Ich bitt Euch, Frau und Mann, nehmt’s eine Haltung an….") erweitern.

Michael Dangl und Ensemble

ERICH REISMANN

Belehren will Köpllinger nicht, die Menschen sollen sich bezaubern lassen und zuhören, mehr könne man vom Theater nicht verlangen. Wenn man durch irgendetwas in dem Stück berührt werde, durch eine Szene, einen Zauber, einen ehrlichen Witz oder nur durch die Tatsache, dass man eine Verbundenheit spüre, mit den 600 Zuschauern im Saal, dann sei das für ihn der wirkliche Zauber des Theaters. Diesem Zauber kann man sich ab Donnerstag im Theater in der Josefstadt aussetzen.

Gestaltung