Jugendliche mit nackten Oberkörpern

PALOMAR 2018

Film

Berlinale "La Paranza dei Bambini"

Der italienische Autor und Journalist Roberto Saviano ist bekannt für seine präzisen Schilderungen über die italienische Mafia, etwa in seinem bekanntesten Buch "Gomorrha". 2016 hat Saviano auch den Roman "La Paranza dei Bambini" veröffentlicht, der unter dem Titel "Der Clan der Kinder" auf Deutsch im Hanser Verlag erschienen ist. Nun wurde "La Paranza dei Bambini" verfilmt und gestern im Wettbewerb der heurigen Berlinale gezeigt. Roberto Saviano, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hat, war dazu nach Berlin gereist.

"Wer in Neapel 5.000 Euro in den Kokainhandel investiert, kann in einem Jahr eine Million daraus machen", referiert Autor Roberto Saviano in Berlin Zahlen der Antimafia-Behörden. Kein Wunder also, dass Kinder und Jugendliche in Neapel schnell auf die schiefe Bahn geraten. Viele, die aus dem Nichts kommen und nichts haben, sehen in der Kriminalität ihre einzige Chance.

So wie eine Jugendbande im Film "La Paranza dei Bambini". Die verführerische Konsumwelt ständig vor Augen, lassen sich 6 Teenager auf den Mafia-Deal "Fressen und Gefressen-Werden" ein. "Kriminelle Taten wären für viele dieser Jugendlichen wie ein Spiel und ihre Waffen Spielzeuge", meint Regisseur Claudio Giovannesi.

"Aladdins Wunderlampe"

In authentisch-neapolitanischem Dialekt werden da Pistolen zu Fetischobjekten: "Und so drückt man den Abzug" erklärt der 15jährige Nicola seinem kleinen Bruder die Waffe. "Die Pistole ist wie Aladdins Wunderlampe, damit könne man plötzlich alles haben, doch der Preis dafür sei das Leben", so Autor Roberto Saviano. Das vermeintliche Glück in einem derartigen Jugendclan habe jedenfalls ein Ablaufdatum, es dauere vielleicht 4 oder 5 jahre. Dann wird man von Camorra-Konkurrenten beseitigt oder verhaftet, und nachwachsenden Generationen werden immer jünger.

Lebenswelten unter Druck

Der Film will keine pädagogische Aufklärung betreiben, er porträtiert geradlinig und dennoch mit Feingefühl jugendliche Befindlichkeiten und Lebenswelten unter Druck. Apropos Druck: dass sich Roberto Saviano zur Flüchtlingspolitik von Italiens Innenminister Salvini mehrfach kritisch geäußert hat, könnte Konsequenzen haben. Salvini droht, dem Autor den persönlichen Polizeischutz zu entziehen. Einem anderen journalisten sei das bereits passiert. Doch er, so Saviano, lasse sich von derartigen Drohungen nicht einschüchtern: "Ich mache auf jeden Fall weiter!"

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Berlinale - La Paranza dei Bambini

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