Maria Happel als "Die Alte" und Michael Maertens als "Der Alte"

APA/GEORG HOCHMUTH

Theater

Tragische Farce: Ionescos "Die Stühle" am Akademietheater

Maria Happel und Michael Maertens sind die Hauptdarsteller/innen in diesem Klassiker des Absurden Theaters. Claus Peymann führt Regie, musste diese in der Endphase der Proben jedoch krankheitsbedingt an Leander Haußmann abgeben. Premiere ist am 13. März.

Die Pyrenäen sind nicht mehr, Paris ist vor 400.000 Jahren untergegangen, und in einem theaterartigen Raum, offenbar auf einer Insel, leben ein alter Mann und eine alte Frau - so vollkommen allein und aufeinander eingespielt, dass sogar ihre hysterischen Lach- und Weinkrämpfe wie tägliche Routine wirken.

Doch die Tränen werden schnell wieder weggewischt, denn das Paar empfängt hohen Besuch: Präsidenten, Bankiers, Gelehrte und Bischöfe haben sich angesagt. Ihnen will der Alte eine wichtige Botschaft verkünden, eine Strategie zur Rettung der Menschheit. Die Stühle, die nun immer hektischer durch die zahlreichen Türen herbeigetragen werden, bleiben jedoch leer. Die Gäste sind unsichtbar, der große Empfang ist nur ein Spiel, dem sich die beiden mit großer Inbrunst hingeben.

Ionesco trifft Laurel & Hardy

Eugen Ionescos Farce "Die Stühle" handelt von der verzweifelten Sinnsuche zweier sterbender Existenzen - und sei daher ein Stück Welttheater, so die Schauspielerin Maria Happel. "Zu Beginn der Proben hat uns Claus Peymann gestanden, dass er eigentlich einen großen Shakespeare machen wollte. Und im Verlauf der Probenarbeit hat er dann entdeckt: Er macht hier ja einen großen Shakespeare!"

Wie oft bei Ionesco artet das Spiel jedoch in einer Art Slapstick aus - im Gewühl der Sessel drohen die beiden Figuren irgendwann unterzugehen.

"Da steckt viel Beckett drin, da stecken aber auch Marx Brothers, Stan Laurel und Oliver Hardy und Buster Keaton drin – lauter großartige Künstler, von denen man auch weiß, dass Ionesco sie verehrt hat“, so der zweite Hauptdarsteller Michael Maertens, der schon einige Erfahrung mit dem Absurden Theater hat. Zuletzt war er 2016 bei den Salzburger Festspielen an der Seite von Nicholas Ofczarek in Samuel Becketts "Endspiel" zu sehen; das nur wenige Jahre später entstandene Stück weist vom alten Ehepaar bis zum postapokalyptischen Szenario erstaunliche Parallelen zu Ionescos "Die Stühle" auf.

Proben unter widrigen Umständen

"Da hat er vielleicht sogar ein bisschen etwas von Ionesco geklaut oder übernommen“, so Maertens. "Es gibt auch ganz viele Briefe, in denen Beckett schreibt, wie sehr er dieses Stück bewundert. Man sagt ja oft, ‚Das ist wie ein Beckett‘, aber eigentlich müsste es bei Beckett heißen, er ist ein typischer Ionesco."

Die Inszenierung der "Stühle" am Akademietheater ist unter widrigen Umständen gereift: Nachdem sich Maria Happel einen doppelten Sprunggelenksbruch zugezogen hatte, musste die für Jänner angesetzte Premiere verschoben werden. Vor rund drei Wochen ist auch noch Claus Peymann wegen einer verschleppten Viruserkrankung für die finale Probenphase ausgefallen - Leander Haußmann ist für ihn eingesprungen. Das Publikum soll und wird von alledem jedoch nichts mitbekommen.