"The new life" von Anthea Hamilton

AFP/TIZIANA FABI

11. Mai bis 24. November 2019

Kunstbiennale Venedig

Die Biennale in Venedig ist seit über 120 Jahren ein Magnet für Kunst- und Kulturbegeisterte aus aller Welt. In den Giardini und im Arsenale gibt sie von 11. Mai bis zum 24. November einen Überblick über das internationale Kunstgeschehen. Neben der vom US-Amerikaner Ralph Rugoff kuratierten Hauptausstellung unter dem Titel "May you live in interesting times" gilt das Interesse den nationalen Pavillons.

Ob das Motto der Ausstellung ein Fluch ist oder eine Verheißung, wird dieser Tage am Lido immer wieder diskutiert. Wie auch immer: Vereinfachungen, die in Zeiten des Populismus allzu häufig sind, haben hier keinen Platz, wie Biennale-Präsident Paolo Baratta bei einer Presskonferenz sagte.

Mittagsjournal | 10 05 2019 - Die Höhepunkte

Sabine Oppolzer

Morgenjournal | 09 05 2019 - Vor der Eröffnung, Länder-Pavillons

Sabine Oppolzer

Kunst stellt Denkgewohnheiten in Frage

Für Ralph Rugoff sind die Zeiten mit Fake-News, Brexit und Klimakatastrophe allemal interessant. Er will vor allem Künstlerinnen und Künstler zeigen, die Denkgewohnheiten infrage stellen und Sichtweisen auf Objekte, Bilder und Situationen erweitern.

"Es gibt weder eine einfache Wahrheit, noch eine eindimensionale Geschichte", sagt Rugoff. Für den gebürtigen US-Amerikaner, der seit 2006 die Londoner Hayward Gallery leitet, entstehen "die interessanteren Arbeiten gerade woanders, als in der westlichen Welt".

Ralph Rugoff und Paolo Baratta

Ralph Rugoff und Paolo Baratta

APA/AFP/TIZIANA FABI

Grandiose Schau im Arsenale

Das beweist er mit seiner Ausstellung im Arsenale, der 300 Meter langen historischen Seilerei der italienischen Flotte. Dort zeigt der indische Künstler Soham Gupta berührende fotografische Porträts von Menschen, die in den Straßen Kalkuttas hausen. Die mexikanische Künstlerin Teresa Margolles widmet sich den ungeklärten Frauenmorden an der Grenze zwischen den USA und Mexico, und Christine und Margaret Wertheim aus Australien häkeln betörend schöne Korallenriffe in allen Farben, um darauf hinzuweisen, dass Korallenriffe von steigenden Wassertemperaturen bedroht sind.

Kulturjournal | 08 05 2019 - Der Österreich-Pavillon

Sabine Oppolzer

Der Biennale-Kommissär präsentiert nicht nur wirklich gute Künstler, viele von ihnen sind jung - erst in den späten 1980ern geboren - und zeigen einen erfrischenden Zugang zur Kunst. Rugoff hat die Zahl der Künstler auf 79 beschränkt und zeigt sie dafür doppelt: Sie tauchen auch im Hauptpavillon der Giardini wieder auf, mit anderen Arbeiten, in einem anderen Ambiente. Damit erfüllt er sein Credo, dass man immer verschiedene Sichtweisen auf ein Ding einnehmen muss.

Renate Bertlmann im Österreich-Pavillon

Der österreichische Pavillon ist nun zum ersten Mal der Einzelposition einer Frau gewidmet: der 76-jährigen Renate Bertlmann. 2017 wurde die Pionierin der Performancekunst mit dem Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet. Bereits 1980 war der Pavillon in weiblicher Hand, als sich Maria Lassnig und Valie Export den Auftritt teilen mussten.

"Discordo, ergo sum" (Ich widerspreche, also bin ich) - Diese Variante des berühmten Spruches von Descartes hat Bertlmann als Titel für ihren Beitrag gewählt. Die Künstlerin zeigt vor allem Zeichnungen und Fotos zu ihrem radikalfeministischen Oeuvre der 1970er und 80er Jahre. 312 rote Glasrosen aus Murano geben im Hinterhof aber auch eine Hommage an die Handwerkstradition der Lagunenstadt.

Intermezzo | 01 05 2019 | Renate Bertlmann im Gespräch mit

Christine Scheucher

Mit Renate Bertlmann schickt Kuratorin Felicitas Thun-Hohenstein eine Künstlerin ins Rennen, die bereits in den 70er Jahren und 1980er Jahren mit ihrer feministischen Haltung provoziert hat. Wie viele Frauen ihrer Generation wurde sie vom Kunstbetrieb lange übersehen und startete erst jenseits der 60 richtig durch.

Trotz später Anerkennung ist die Künstlerin kein bisschen bitter. Auf die Frage, warum ihre Karriere nur langsam Fahrt aufgenommen hat, antwortet sie im Ö1 "Intermezzo"-Gespräch augenzwinkernd:

"Wir sind eben keine Genies! Wie die Männer."
Renate Bertlmann

Zur Eröffnung der Biennale am Samstag (11. Mai) vergibt die Jury mehrere Preise. Der 78-jährige US-amerikanische Künstler, Autor und Menschenrechtsaktivist Jimmie Durham erhält dabei den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk.

Die Biennale als Laufsteg für den Jetset

Neunzig Länder nehmen in diesem Jahr an der Biennale teil, zum ersten Mal sind Ghana, Madagaskar, Malaysia und Pakistan dabei. Nicht nur für diese Newcomer ist Venedig eine Gelegenheit zur Selbstdarstellung. Neben Kuratoren, Künstlern und Kritikern ist auch der Jetset da. Gucci, Prada, die Edelmarken drängen sich zwischen die Kunstwerke. Seit für die Previewtage teure Tickets verkauft werden, werden sie immer mehr auch zum Laufsteg. Und noch bevor die Biennale eröffnet ist, bilden sich lange Menschenschlangen vor den einzelnen Pavillons.

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Biennale Arte 2019 - 11. Mai bis 24. November 2019