Taron Egerton

2018 PARAMOUNT PICTURES

Kino

Elton-John-Film "Rocketman"

Nach Queen nun also Elton John. Opulente Verfilmung der einst wilden Tage von Popstars liegen aktuell im Kinotrend. Led-Zeppelin- oder The-Velvet-Underground-Biopics stehen bereits im Raum. Über 900 Millionen Dollar hat allein "Bohemian Rhapsody", die Verfilmung des Lebens von Freddy Mercury, weltweit an den Kassen eingespielt - auch das eine klare Forderung nach Zugabe. Dem kommt nun einer nach, der auch bei "Bohemian Rhapsody" führend mit an Bord war: der britische Regisseur Dexter Fletcher. Mit seinem Landsmann, Shootingstar Taron Egerton als enorm wandlungsfähigen Film-Elton-John, sollte eigentlich alles angerichtet sein für einen Kinohit.

Mittagsjournal | 28 05 2019

David Baldinger

Abendjournal | 02 06 2019 | Russland zensiert "Rocketman"

Barbara Ladinser

Popstars heißen Elton John und nicht Reginald Kenneth Dwight. Diese Erkenntnis kommt in "Rocketman" früh. In Elton Johns prall gefülltem Lebenslauf gab es für Regisseur Dexter Fletcher laut Eigenauskunft keine No-go-Zonen. Der seit fast 20 Jahren geplante Film sollte Elton Johns Geschichte so erzählen, wie es sich zugetragen hat. "Es gab keine dunklen Ecken, vor denen er uns gewarnt hätte", erinnert sich Fletcher beim diesjährigen Cannes-Filmfestival. "Solange es dem Film diente, konnten wir alles verwenden. Elton ließ uns die Geschichte ohne Einschränkung erzählen."

Taron Egerton

2018 PARAMOUNT PICTURES

Dexter Fletchers Formel

"Diese Geschichte", wie Fletcher sagt, ist das Märchen des schmächtigen und blassen Buben aus der englischen Arbeiterklasse, der als exaltiertes Piano-Wunderkind zum Superstar wird. Mit Lorbeerkranz, obszön riesigen Brillen und Donald Duck am Revers. Dabei geht es um diese Verwandlung hier nur am Rande. Denn "Rocketman" deklariert sich als Musical und ist tatsächlich ein ausladend inszeniertes visuelles Best-of. 22 Lieder sind zu hören, genauso viele waren es übrigens auch bei "Bohemian Rhapsody" - vielleicht ist die Formel also gefunden.

Regisseur Fletcher wählte dieses Genre, weil es für ihn keinen wahrhaftigeren Kinomoment gibt als den, wenn ein Schauspieler zu singen beginnt. "Für mich gibt es nichts Schöneres als diesen Moment, wenn der richtige Ton, mit der richtigen Stimme und dem richtigen Bild für Gänsehaut sorgt."

Viele Refrains - und dennoch kein Hit

In knapp über zwei Stunden dampft Fletcher die schrille Biografie mit Zwischentönen und Subtext auf eine zwar funkelnde, aber recht eindimensionale Cinderella-Story ein. Inklusive entfremdetem Vater und bösem Manager. Emotional sollte der Film werden, meinte der Regisseur in Cannes. Am Ende wurde "Rocketman" aber kein Hit, sondern kommt eher daher wie ein aufwendig produzierter Mittelklasse Elton-John-Song: der richtig mitreißende Refrain fehlt. Obwohl dieser Film nur aus Refrains zu bestehen scheint.

Taron Egerton

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Rasante Revue - leider ohne Tiefgang

Für Filmtugenden wie die Kunst des Geschichtenerzählens oder der Entfaltung von Charakteren, die über detailversessen-penibel rekonstruierte Outfits hinausgeht, nimmt er sich weniger Zeit. Eine überlebensgroße Film-Fantasie sollte es werden. Das ist "Rocketman", und die Fantasie glitzert auch noch. Elton Johns Biopic ist eine unterhaltsame und rasante Nummern-Revue - ein wirklich runder und gelungener Film ist "Rocketman" nicht.

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