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Kulturpolitik
Kay Voges wird Volkstheater-Direktor
Der deutsche Regisseur Kay Voges wird der neue Direktor des Wiener Volkstheaters. Im Herbst 2020, nach abgeschlossener Sanierung des Hauses, tritt er die Nachfolge von Anna Badora an. Voges gilt als Theaterinnovator - seit 2010 leitet er das Schauspiel Dortmund. Das Volkstheater will er zum "modernsten Theater Österreichs" machen.
8. Juli 2019, 02:00
Mittagsjournal | 07 06 2019
Seastian Fleischer
Es war eine langwierige Suche: Seit Jänner war die Leitung des Wiener Volkstheaters ausgeschrieben, ambitionierte Bewerbungen scheiterten am engen Budgetrahmen. Zwischenzeitlich stoppte Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler sogar den Bewerbungsprozess, bis sie eine Aufstockung der Mittel sicherstellen konnte, um den notwendigen künstlerischen Neuanfang des Volkstheaters sicherzustellen.
Kay Voges @vogeskay, noch Schauspielchef @theaterdortmund, wird @Volkstheater_W -Direktor in Wien https://t.co/g61rArfRiH pic.twitter.com/HTdz4DL0Vc
— nachtkritik.de (@nachtkritik) June 7, 2019
Leistungen in Dortmund
Genau diesen markiert nun die Bestellung von Kay Voges zum neuen Direktor des Hauses. Vor allem seine Leistungen als Intendant des Schauspiels Dortmund waren für Kaup-Hasler ausschlaggebend, ihn aus dem Dreiervorschlag der Jury zu wählen - entsprechend streute sie ihm heute vor versammelter Presse Rosen.
So führte Voges das Schauspiel Dortmund zu überregionaler Bedeutung, errang ab 2015 drei Mal in Folge den zweiten Platz als Theater des Jahres im deutschsprachigen Raum und wurde 2017 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. In Wien warten mit einem ungleich größeren Haus mit reicher Tradition, das derzeit jedoch um sein Profil ringt, freilich ganz andere Anforderungen. Der Respekt vor der Aufgabe war ihm beim Presseauftritt anzumerken.
Sinnlich und klug zugleich
In eine theaterverrückte Stadt berufen zu werden, sei etwas Besonderes, so Voges. Die Tradition des Hauses will der Verehrer von Elfriede Jelinek hochhalten - und einen Schwerpunkt auf österreichische Autorinnen und Autoren legen.
Einiges ändern wird sich allerdings an der Form: Digitalisierung lautet das Schlagwort, das auch bereits Voges' Arbeit in Dortmund geprägt hat. Ein gegenwärtiges Theater im digitalen Zeitalter wolle er machen, herausfinden: Wie erzählen wir in Zeiten von Netflix, Amazon und von Überwachung ein Theater, das sinnlich und klug zugleich sein kann?
Ensemble & Musikalischer Leiter
Was das konkret bedeuten könnte, zeigt etwa das Projekt "Parallelwelt" aus dem vergangenen Jahr, eine durch Glasfaserkabel ermöglichte simultane Inszenierung in Dortmund und am Berliner Ensemble. Apropos Ensemble: Dieses will Voges am Volkstheater vergrößern - mit einer Mischung aus bestehenden und neuen Mitgliedern.
Mit dem New Yorker Komponisten Paul Wallfisch wird zudem ein musikalischer Leiter ans Haus kommen - Wallfisch bereitet in Wien zur Zeit die Produktion "Dies irae" vor, mit der Kay Voges sich in der kommenden Saison, der ersten unter Martin Kusej, bereits als Regisseur am Wiener Burgtheater präsentieren wird. Seine erste Saison als Volkstheater-Intendant, auch das steht bereits fest, wird aufgrund der bis 2020 andauernden Sanierung des Hauses eine verkürzte sein.
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