Ausschnitte

ALBERTINA

Ausstellung

Wie kam die Fotografie ins Buch?

Mit der Ausstellung "Foto.Buch.Kunst" geht die Wiener Albertina der Frage nach, wie die Fotografie ins Buch kam. Denn die Fotografie war die zweite Erfindung nach dem Buchdruck, die die heutige Buchgestaltung revolutionierte. 300 Exponate aus den Jahren 1840 bis 1940 bilden diesen bisher kaum beachteten Aspekt der österreichischen Kulturgeschichte ab. Zu sehen sind bis zum 22. September Originalfotografien, Probedrucke und Buchentwürfe.

Alle Phänomene dieser Welt bildlich festhalten zu können, alles zu kategorisieren, was es auf dieser Erde gibt, davon war man beseelt in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Fotografie kam gerade recht, um diese aufklärerische Idee umzusetzen. Sie vermittelte Informationen in einer Qualität, die es vorher nicht gab. Und die einen unglaublichen Schub an Wissensvermittlung ermöglichte. Am Anfang gelang das aber kaum, weil Fotos zum Drucken nicht geeignet waren.

Geklebte Foto-Bücher

In der Schau sind erste Foto-Bücher zu sehen, in die die Fotos noch eingeklebt wurden. Ein unglaublich zeitaufwändiges Verfahren, das auch bei kleinen Auflagen Jahre dauerte und sehr teuer war. Daher waren solche Bücher dem Adel vorbehalten. Das veranschaulicht etwa die Dokumentation einer Theateraufführung der jugendlichen Mitglieder der Familie Schwarzenberg. Erst bis 1900 konnte man Fotos so drucken, dass auch größere Auflagen möglich waren.

Fotografie und Lüge

Der Anspruch der Fotografie - im Unterschied zur Malerei immer die Realität abzubilden - wird relativiert angesichts des Originalfotos eines Feuerlandindianers, dessen Geschlechtsteil für die Abbildung im Buch einfach wegretuschiert wurde. Die Lüge gäbe es seit den ersten Tagen der Fotografie, sagt Monika Faber, die Leiterin des Instituts Bonartes und Kuratorin der Ausstellung.

Viele Fotografen hätten das aber nicht als Verfälschung, sondern als Verbesserung der Realität gesehen. So sind in dieser Ausstellung etwa Fotografien des Mondes zu sehen, die ein berühmter französischer Fotograf in jahrelanger Arbeit zeichnerisch "verbessert" hat.

Hält fest, was das Auge nicht sehen kann

Ein wissenschaftliches Projekt zeigt, dass man mit Hilfe der Fotografie tatsächlich Dinge sehen kann, die mit dem freien Auge nicht wahrnehmbar sind. Das beste Beispiel ist die Röntgenfotografie. 1887 wurde bei einem internationalen Kongress in Paris das Projekt beschlossen, eine Landkarte des gesamten Himmels anzulegen. Mehrere Sternwarten in aller Welt waren damit beauftragt, den Himmel durch Teleskope zu fotografieren, die mit der Erddrehung mitgingen und diese Fotos über vier Stunden lang zu belichten. Auf diese Weise konnten wesentlich mehr Sterne abgebildet werden, als durch dasselbe Teleskop mit freiem Auge sichtbar waren, wie Monika Faber erklärt.

Kuriose Einblicke

Interessant ist auch ein bebildertes österreich-ungarisches Militärwörterbuch, das gedruckt wurde, weil oft die Mannschaft die Sprache der Offiziere nicht verstand. Man sieht Soldaten, die im Fotostudio vorführen, wie man Befehle korrekt ausführt oder richtig salutiert. "Foto.Buch.Kunst" ist eine hochinteressante kulturgeschichtliche Ausstellung, gespickt mit allerlei kuriosen Einblicken.

Gestaltung