Filmstill, Astronaut bekommt seinen Overall angezogen

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Dokumentarfilm

"Apollo 11" in Archivaufnahmen

Im Juli 1969, vor 50 Jahren, hat Neil Armstrong den ersten Schritt auf den Mond gesetzt. Im Kino ist dieser Augenblick noch einmal hautnah mitzuerleben: Der amerikanische Regisseur Todd Douglas Miller wählte für seinen neuen Dokumentarfilm "Apollo 11" einen unaufgeregten Zugang - er erzählt die Mondladung nur mit Hilfe von Archivaufnahmen neu.

Morgenjournal | 03 07 2019

David Baldinger

Im Kalten Krieg war der Mond die heißeste Aktie. Beide Seiten, sowohl die USA wie auch die UdSSR strebten mit viel Aufwand danach, mit ihrem Fußabdruck ihre jeweilige technologische und damit auch ideologische Überlegenheit zu unterstreichen. Schon 1962 skizzierte Präsident Kennedy diese gewagte Vision. Nach seiner Ermordung wurde der Mond-Traum zur Vision einer ganzen Nation.

21. Juli 1969, 3:56 Uhr MEZ

Umso wohltuender, dass Todd Millers "Apollo 11" nun einfach so tut, als wüsste niemand, was da am 21. Juli 1969 um 3:56 Uhr 386.000 Kilometer von Houston, Texas, entfernt passierte. Es wird keine Kino-Ausfahrt ins nostalgisch eingefärbte Bilderbuch-Amerika der Sixties - auch wenn der bombastische Soundtrack zu oft zu dick aufträgt.

Miller übersetzt stattdessen den "großen Schritt für die Menschheit" in die vielen kleinen, die damals hinter den Kulissen stattfanden. Etwa indem er neue Stimmen hörbar macht, wie jene der Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit. "Sie sprachen eine Sprache, die alles verständlich machte. Hochkomplexe technische Informationen konnten sie so auch für jemanden wie mich verständlich transportieren", erklärt Miller. "Das haben wir für den Film ausgenutzt."

11.000 Stunden neues Audiomaterial

"Apollo 11" setzt wenige Stunden vor Take-Off ein. Und es sind imposante Bilder, die Miller restauriert und hochaufgelöst auf die Leinwand bringt. Da rollt Apollo 11 wie eine gigantische Panzerraupe durch die morgendliche Landschaft. Monströs überdimensioniert, so dass die NASA-Mitarbeiter im Vordergrund fast verschwinden. Helikopter kreisen über dem Wunderding. Miller setzt sich mitten ins Geschehen und schaut überall dorthin, wo bisher nicht der Fokus lag.

11.000 Stunden Audiomaterial wurde dem Filmteam erstmals zugänglich gemacht, ebenso wie auch 70-mm-Archivaufnahmen in Farbe, die mit heutiger Technik neu bearbeitet wurden. Die so generierte und bisher nicht gekannte epische Breite der Bilder, ihr Tiefgang und ihre Schärfe faszinieren.

Drei kleine rot-weiß gestreifte Kapseln

Wenn rund eine Million Menschen mit bunten Picknickdecken, riesigen Sonnenbrillen und Snacks am Strand, auf Parkplätzen oder - wie Johnny Carson - im VIP-Bereich dem Start entgegenfiebern, dann sind die Kameras dabei und fangen einen Moment Zeitgeschichte ein, wie man ihn noch nie gesehen hat.

"Apollo 11" gelingt es, ein historisch akkurates Porträt als farbenprächtiges Panoptikum einer Ära abzuliefern. Millers Film ist - auch - das Porträt eines gesellschaftlichen Aufbruchs mit einem überschwänglichen Optimismus, der heute naiv anmutet. Am Ende taumeln drei kleine rot-weiß gestreifte Kapseln ins Meer und nach exakt acht Tagen drei Stunden und 18 Minuten ist dieser Menschheitsaugenblick Geschichte.

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