Mona Matbou Riahi und Mahan Mirarab

HELMUT WIMMER

Museum der Macht

"Ganymed in Power" im KHM

Bereits zum siebten Mal streift "Ganymed" wieder durch das Wiener Kunsthistorische Museum (KHM). Die Produktion der Gruppe "wenn es soweit ist" bringt - diesmal unter dem Titel "Ganymed in Power" - in szenischen Texten, Liedern und Performances neue Blickwinkel auf ausgewählte Bilder Alter Meister.

Wie gewohnt haben Jacqueline Kornmüller und Peter Wolf Künstlerinnen und Künstler gebeten, sich mit jeweils einem Gemälde des Museums auseinanderzusetzen. Die Aufführungen der Beiträge - unter anderem von Franz Schuh, Milena Michiko Flasar und Die Strottern - finden parallel an unterschiedlichen Orten der Gemäldegalerie statt, während sich das Publikum dazwischen durch die Ausstellungsräume bewegt.

Kulturjournal | 04 03 2020

Judith Hoffmann

Alles zu seiner Zeit, alles zur selben Zeit. Während die Strottern mit "Wia i tua" Peruginos "Maria mit Kind" besingen, tanzen und spielen zwei Räume weiter "ludum stellae" und setzt sich, im gegenüberliegenden Trakt der Gemäldegalerie, Peter Wolf vor Jacob Jordanes "Fest des Bohnenkönigs" als beredter Weinkenner und Freund der Bauern in Szene.

Dass alle Aufführungen gleichzeitig stattfinden und die Besucherinnen und Besucher dadurch stets aufs Neue in eine Szene hineinstolpern, sie fast versäumen oder vor Beginn der nächsten Aufführung Zeit für eingehende Bildbetrachtungen haben, gehört zum bewährten Konzept des Abends. Zu erleben ist wie immer ein internationales Ensemble, und mit ihm eine Vielzahl bekannter und neuer Zugänge zur Macht und zur Kunst.

Macht und Ohnmacht von Ibiza bis zur Liebe

Wie immer haben Jacqueline Kornmüller und Peter Wolf Künstlerinnen und Künstler gebeten, sich mit jeweils einem Gemälde des Museums auseinanderzusetzen. Dass es, nach Themen wie Traum, Liebe, Weiblichkeit oder Natur, diesmal um die Macht gehen sollte, lag für Jacqueline Kornmüller auf der Hand.

So hat etwa das Trio "Golnar, Mona und Mahan" unter dem Motto "Die Macht der Liebe" das Gemälde "Cimon und Efigenia" von Peter Paul Rubens musikalisch interpretiert, und sich dabei ganz auf den Moment des Sich-Verliebens konzentriert.

Auf politische Macht und die politischen Veränderungen nach dem berühmten „Ibiza-Video“ bezieht sich hingegen Isolde Charim. In ihrem Text „Die Zwei Körper der Kaiserin“ spielt Gerti Drassl vor und mit einem Porträt der Kaiserin Maria Theresia von Anton Maron.

Museumsrundgang mit allen Sinnen

Zwölf Meisterwerke, zwölf Stationen umfasst der szenische Museumsrundgang durch die Gemäldegalerie des KHM diesmal, darunter auch Franz Schuhs Betrachtungen des "Kleinen Selbstbildnisses" von Rembrandt, verkörpert von der Schauspielerin Ulli Maier. "Dabei geht es vor allem um das Wechselspiel von Repräsentation und Verletzlichkeit", erklärt die Regisseurin Jacqueline Kornmüller.

Eine andere Form der Machtstrukturen und Machtspiele bildet Melchior de Hondecoeters großformatiger "Geflügelhof" ab, in dessen Mitte "Der Pfau" thront. Er inspirierte den belgischen Autor zum gleichnamigen Text über gesellschaftliche Machtstrukturen.

Mit ihren Ganymed-Produktionen und ihren vielschichtigen und vielstimmigen neuen Blicken auf die Alten Meister ist die Gruppe "wenn es soweit ist" in den letzten Jahren schon fast zu einer Art Institution innerhalb der Institution KHM geworden.

Mit "Ganymed in Power" gelingt es ihr ein weiteres Mal, das Publikum zu ganz neuen Betrachtungsweisen zu animieren und Assoziationen und Querverbindungen herzustellen, die ungewöhnlich anmuten, aber umso nachhaltiger wirken.

Gestaltung