Kinosaal

APA/HANS KLAUS TECHT

Kurzarbeit

Coronavirus legt den Kinobetrieb lahm

Seit Mitte März bleiben die Leinwände in den österreichischen Kinos dunkel. Wie in vielen anderen Branchen entsteht dadurch ein enormer wirtschaftlicher Schaden. Nicht nur große Kinoketten leiden unter der Schließung, sondern auch Kinos aus dem sogenannten Arthouse-Bereich. Wie sieht nun konkret die Situation aus, unter anderem der Umgang mit den Mitarbeitern?

Rund 150.000 Besucherinnern und Besucher zählen die 29 Standorte der in Österreich marktführenden Cineplexx-Kinogruppe üblicherweise pro Woche. Dabei erzielen sie einen Nettoumsatz von 2,1 Millionen Euro; Einnahmen, die mit den jetzigen Kinoschließungen ausfallen: "Wir sind praktisch über Nacht auf null gestellt worden", meint Cineplexx-Geschäftsführer Christoph Papousek. Seine Sorge gilt vor allem dem Personal, aber "ein wirklich gutes Mittel gegen Kündigung ist in Österreich die Corona-Kurzarbeitsregelung".

Kinoschriftzug

ORF

Kurzarbeit bei großen und kleineren Kinos

Für die 400 Cineplexx-Angestellten wurde dementsprechend Kurzarbeit beantragt. Die Regelung gilt allerdings nicht für die ebenfalls rund 400 geringfügig Beschäftigen. Dennoch sollen Kündigungen auch in dieser Gruppe vermieden werden, etwa durch weitere öffentliche Unterstützung. Ähnlich ist die Situation auch bei der oberösterreichischen Star-Movie-Kino-Kette, Geschäftsführer Hans Peter Obermayr: "Bisher gab es bei uns keine Kündigungen, geringfügig beschäftigte Mitarbeiter werden von ihrem Stundenausmaß vorerst reduziert und konsumieren Urlaubstage."

Kurzarbeit ist auch das Mittel der Stunde für kleinere Kinobetriebe, etwa für die Linzer Kinos Moviemento und City, dort leitet Wolfgang Steininger die Geschäfte: "Wir hoffen, dass unsere Kurzarbeitsanträge durchgehen, und wir so einige Monate durchtauchen können."

Filmstarts abgewürgt

Ein eingestellter Kinobetrieb ist aber nicht nur für die Kinos selbst fatal, sondern auch für jene Filme, die kurz vor der Schließung ins Kino kamen, oder für die bereits Kinostart-Vorleistungen erbracht wurden - etwa für Marketing und Pressearbeit. "Der Film 'Narziss und Goldmund' von Stefan Ruzowitzky lief zum Beispiel nur drei Tage im Kino, bevor wir schließen mussten", sagt Hans Peter Obermayr. Und weiter: "Wir werden versuchen, davon betroffene Filme später noch einmal im Kino zu zeigen."

Renate Wurm vom Salzburger Das Kino verspricht ebenfalls, Filme, deren Kinostart quasi abgewürgt wurde, bei einer Wiederöffnung ihres Kinos erneut auf den Spielplan zu setzen.

Filme gehen direkt zum Online-Streaming

Als Alternative nutzen derzeit Filmstudios und ihre zugehörigen Filmverleihe - etwa Universal - die Möglichkeit, Filme, die üblicherweise erst drei bis vier Monate nach ihrem Kinostart im Internet zu sehen sind, nun unverzüglich für ein Video-On-Demand-Service freizugeben. Beispiele sind etwa der Animationsfilm "Trolls II", der Ende April seinen Kinostart gehabt hätte, oder der Anfang März in den Kinos angelaufene Kostümfilm "Emma".

Christof Papousek von Cineplexx hat dafür Verständnis: "Die Inhaber von Filmrechten, versuchen natürlich, zu retten, was noch zu retten geht - vor allem, wenn die Filme bereits in der Öffentlichkeit durch Werbemaßnahmen bekannt sind."

Kino als wichtigste Einnahmequelle

Ohnehin sieht Papousek die Kinoverwertung als vordringlich für einen ausdrücklich für das Kino gemachten Film, einerseits für die konkrete Markenbildung, andererseits als die wichtigste Einnahmequelle. Bei der unverzüglichen digitalen Verwertung gäbe es zudem Unwägbarkeiten. Will heißen: im Kino wird pro Person ein Ticket verkauft, zu Hause im Wohnzimmer ist die Zuseherzahl vor dem Bildschirm ungewiss. Daher ist auch der Preis mit rund 20 Dollar pro ausgeliehenem Film auch höher angesetzt.

Gewöhnungseffekt?

Den Trend zum unmittelbaren Online-Streaming von Kinofilmen sieht Wolfgang Steininger mit gemischten Gefühlen: "Gut möglich, dass sich Leute daran gewöhnen und nicht mehr so gerne raus gehen, also auch nicht ins Kino." Eine Befürchtung, die Renate Wurm von Das Kino in Salzburg weniger hegt: "Wir sehen, dass Leute, die Streaming-Dienst wie Netflix nutzen, auch passionierte Kinogeher und Kinogeherinnen sind."

Wiedereröffnung Mitte bis Ende Mai?

Dass die Filmverleiher bereits geplante Kinostartermine nach hinten verschieben, ist logisch, könnte aber im Herbst zu einem Filmstau in den Kinos führen. Ohnehin glaubt derzeit niemand von den Kinobetreibern an eine rasche Wiedereröffnung. Hans Peter Obermayr von Star Movies rechnet eher mit "Mitte bis Ende Mai". Für den Anfang vorstellbar ist jedenfalls die Regelung von maximal 100 Zusehern pro Saal, die auch kurz vor der generellen Kino-Schließung Mitte März galt, denn so Obermayr: "Besser 50 Kinokarten verkaufen als gar keine."

Gestaltung

  • Arnold Schnötzinger