Berlinale-Bären

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Berlinale-Überblick

Goldener Bär für "Bad Luck Banging or Loony Porn"

Die rumänische Satire "Bad Luck Banging or Loony Porn" ist der Gewinner der Berlinale 2021. Der Goldene Bär für den besten Film wurde dem Werk von Radu Jude zugesprochen. Als bester Regisseur wurde der Ungar Denes Nagy für "Natural Light" mit einem Silbernen Bären geehrt.

Und auch Maren Eggert kann sich über einen Silber-Bären für die beste schauspielerische Leistung freuen, die heuer nicht mehr nach Geschlecht getrennt vergeben wurde. Die Deutsche wurde für ihre Rolle einer Wissenschaftlerin in Maria Schraders "Ich bin dein Mensch" gewürdigt. Der Große Preis der Jury und damit ein weiterer Silberner Bär ging hingegen nach Japan, wurde hiermit doch Ryusuke Hamaguchis Dialogdrama "Guzen to sozo" bedacht. Offiziell übergeben werden die Preise dann beim zweiten, publikumsoffenen Teil der Berlinale im Juni dieses Jahres.

Hier finden Sie die Beiträge zur heurigen Ausgabe:

Weltkino auf der Festivalcouch

Es war das erste Festival, bei dem ein Großteil der eingereichten Filme während der Pandemie gedreht oder fertiggestellt worden ist. Das wirkt sich auch auf die Filme selbst aus.

"Die Pandemie war nicht das zentrale Thema der Filme, aber unser Alltag in der Pandemie war immer wieder auch der Alltag der Figuren in den Filmen", Benno Feichter

Filmschaffende und Journalisten aus aller Welt, volle Kinos, 330.000 verkaufte Tickets und Fans am roten Teppich. Das war die Berlinale 2020. Heuer wurden die Internationalen Filmfestspiele Berlin zweigeteilt: Vom 1. bis zum 5. März fand ein vorwiegend virtuelles, einwöchiges Event für die Filmindustrie statt, nur einem Fachpublikum und der Presse wurde in Onlinescreenings das Festivalprogramm präsentiert. Im Juni sollen die Filme dann in einem sogenannten "Summer Special" auch dem Publikum gezeigt werden.

Wie kann man sich das Onlinefestival im Homeoffice vorstellen?

Sauerstoff für die Filmbranche

Die Zweiteilung der Berlinale in Branchen- und Publikumsevent, sei die bestmögliche Lösung für alle gewesen, sagt Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek: "Zum einen, weil die Filmemacher und Filmemacherinnen unbedingt eine Plattform für ihre Filme brauchen. Zum anderen, weil die Menschen, die in der Filmbranche arbeiten, den Weg zum Kino herstellen müssen."

Dass etwa der europäische Filmmarkt - als erster großer Markt des Jahres - zumindest digital stattfinden kann, ist für die Filmbranche essenziell. Der Produktionskreislauf kann sich weiterdrehen. Projekte können auf Schiene gebracht, Filmrechte gehandelt werden. "So hat man die Möglichkeit, die Filme dahin reisen zu lassen, wo sie hingehören: auf die Leinwand", sagt Rissenbeek. Und auf der Leinwand sollen im Juni auch jene 15 Filme zu sehen sein, die im Wettbewerb um den goldenen Bären konkurrierten.

Das Bärenrennen als Plattform für den Autorenfilm

Wohl auch mit Blick auf das "Summer Special", wenn auch der rote Teppich bespielt werden soll, war heuer das deutsche Kino mit vier Produktionen stark im Wettbewerb vertreten. Darunter Dominik Grafs Erich-Kästner-Verfilmung "Fabian oder der Gang vor die Hunde", der neue Film von Maria Schrader und "Nebenan", das Regiedebüt von Daniel Brühl nach einem Drehbuch von Daniel Kehlmann.

Aus Frankreich werden die neuen Werke von Cèline Sciamma und Xavier Beauvois gezeigt. Und mit Radu Jude, Hong Sang-soo oder Ryusuke Hamaguchi sind weitere Regisseure aus der ersten Reihe des Autorenkinos vertreten. Internationale Stars finden sich vor allem außerhalb des Wettbewerbs, in "The Mauritanian" mit Jodie Foster oder "French Exit" mit Michelle Pfeiffer.

"Bad Luck Banging or Loony Porn" von Radu Jude

Was ist wirklich obszön? Ein dilettantisches Stück Filmpornografie oder die vielen Momente offensichtlicher und verstecker Gewalt im rumänischen Alltag?, fragt der rumänische Regisseurs Radu Jude in seinem sarkastischen Gesellschaftsporträt "Bad Luck Banging or Loony Porn".

Ein weiterer Film im Bärenrennen war die libanesisch-französische Produktion "Memory Box", eine persönliche Erinnerung an den Bürgerkrieg im Libanon der 70er und 80er Jahre.

Filmkunst im Zeichen der Pandemie

"Die Berlinale ist das erste Festival, bei dem rund die Hälfte der eingereichten Filme während der Pandemie entstanden sind", sagt der künstlerische Leiter der Berlinale Carlo Chatrian. Zwar beschäftigen sich kaum Filme konkret mit der aktuellen Krise, aber in die zwischenmenschlichen Beziehungen, in das oft fragile Verhältnis zwischen Persönlichem und Politischem, in das Misstrauen in die Institutionen oder dann im zutiefst Privaten, das über soziale Medien in das Zentrum der öffentlichen Debatte rückt, sei immer wieder ein Unsicherheitsgefühl eingeschrieben, das unsere Gegenwart präge.

Und auch formal zeige sich die Pandemie in manchen Filmen - als Auslöser für Experimente. Etwa in jenen Sciammas und Hamaguchis, die jeweils mit kleinem Ensemble und auf wenige Schauplätze reduziert, gedreht worden sind.

Die Wettbewerbsjury - prominent besetzt mit früheren Goldenen-Bären-Gewinnern wie Gianfranco Rosi und Jasmila Žbanić - wird die Filme nächste Woche in Berlin im Kino sehen. Mit Ausnahme von Mohammad Rasoulof. Er steht im Iran unter Hausarrest.

Internationale Jury 2021: Gianfranco Rosi, Ildiko Enyedi, Jasmila Zbanic, Adina Pintilie

Internationale Jury 2021: Gianfranco Rosi, Ildiko Enyedi, Jasmila Zbanic, Adina Pintilie

BERLINALE/ALEXANDER JANETZKO

Service

Berlinale 2021 - 1. bis 5. März für das Fachpublikum, 9. bis 20. Juni "Summer Spezial" für alle Filmliebhaber/innen