
HELMUT GRAF
Preisverleihung
Ö1 Talentestipendium für Sophia Latysheva
Am 3. November 2022 wurde Sophia Latysheva im Leopold Museum mit dem Ö1 Talentestipendium für bildende Kunst ausgezeichnet. Das Stipendium in der Höhe von 10.000 Euro wird mit Unterstützung des Wiener Städtischen Versicherungsvereins vergeben.
30. November 2022, 12:39
Die 1995 geborene Künstlerin studiert an der Universität für angewandte Kunst Wien und entnimmt für ihre Skulpturen Gipsabdrücke menschlicher Körper.

Die Gewinnerin Sophia Latysheva neben ihrer Kunst.
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In meinen Kunstwerken nehme ich Gibsabdrücke von unterschiedlichen Körperteilen. Dann fragmentiere ich dieses Bild vom menschlichen Körper und vermische es mit unterschiedlichen Metallstrukturen, die einen Kontrast dazu geben zwischen der Fragilität und Zerbrechlichkeit von Gips und Metall.
Jurybegründung im Wortlaut:
"Sophia Latyshevas künstlerisches Interesse wird von einer anhaltenden Faszination für den menschlichen Körper getragen, der sie in Skulpturen und Settings für Theaterperformances eindrucksvoll Rechnung trägt. Ihre aktuelle Werkserie beschäftigt sich mit Negativformen von Körperteilen, die, frei flottierend im Raum verteilt und von metallenen Vorrichtungen gehalten, wie Prothesen eines fragmentierten, nur mittelbar präsenten Körpers wirken. Sein Volumen wird durch Abdrücke von Muskeln und Fettpolstern gebildet, die Statik durch hervortretende Knochen und Sehnen, seine Feinstruktur durch Poren und Haare.
Latyshevas Blick auf anatomische Details ist wie manch ihr Werkstoff der medizinischen Heilkunde entlehnt, die den Körper als biologischen Organismus untersucht und damit dingfest macht. Doch durch die Auflösung seiner anatomischen Verfassung zeigt die Künstlerin die Unmöglichkeit eines kohärenten Körpers auf: Ihre spielerischen Neukonfigurationen legen ihn nicht auf das fest, was er zu sein hat, sondern loten vielmehr aus, was er sein könnte."
Die Fachjury
- Philippe Batka, Kurator Kunstsammlungen Vienna Insurance Group
- Lucas Gehrmann, Kurator Kunsthalle Wien
- Karola Kraus, Generaldirektorin mumok Wien
- Michael Ladstätter, Leitung Ö1 Kommunikation
- Karolina Radenkovic, Leiterin der Galerie Fünfzigzwanzig
- Laura Windhager, Gründerin Galerie Gianni Manhattan
- Anna Soucek, Radiojournalistin Ö1
- Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museums Wien
- Angela Stief, Direktorin Albertina Modern (abwesend bei Jury-Sitzung)
Das war die Ö1 Talentebörse 2022
Publikumspreis an Angelika Wienerroither
Auch das Ö1 Publikum wählte heuer wieder einen Gewinner. Im Rahmen eines Online-Votings kürten die Ö1 Hörer/innen Angelika Wienerroither zu ihrerem Favoriten. Die 1986 in Bad Ischl geborene Künstlerin studiert Fotografie und Malerei am Mozarteum Salzburg. Wienerroither gewinnt eine kostenfreie Teilnahme am "Artist Statement" im Rahmen der Parallel Vienna 2023.

Die Publikumspreisträgerin Angelika Wienerroither kann nächstes Jahr im Rahmen der Parallel Vienna 2023 am "Artist Statement" teilnehmen.
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In meiner Kunst gibt es immer dieses Element des Mystischen oder Utopischen. Ich habe mich sehr lange mit Fotografie beschäftigt und da ist es ja eigentlich so, dass man davon ausgeht, dass die Fotografie die Realität abbildet. Und bei mir gibt es immer dieses Element das über die Realität hinausgeht. Ich zeige sehr gerne die Welt wie sie sein könnte oder vielleicht auch wie sie sein sollte.
Die Grundidee des Ö1 Talentestipendiums, einer Initiative für Studierende der österreichischen Kunst-Universitäten, basiert auf der Überlegung von Nachhaltigkeit. Diese Förderung soll dem Stipendiaten und Stipendiatinnen ermöglichen, sich ein Jahr lang ausschließlich ihrer künstlerischen Arbeit widmen zu können. Bewerbungen gingen von den vier österreichischen Kunstuniversitäten in Wien, Linz und Salzburg (Akademie der bildenden Künste Wien, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstuniversität Linz sowie Universität Mozarteum Salzburg) ein.
Kunst im Radio
"Der Reiz ist überhaupt am Radio, dass man den Nachteil hat; da fehlen die Bilder. Man hat aber genauso den Vorteil; da fehlen die Bilder und man muss sie selber entstehen lassen. Und das Entstehenlassen kann man mit Texten, mit Stimmen, mit Musik, mit Sound und mit viel Fantasie." so die stellvertretende Ö1 Programmchefin und Leiterin der Ö1 Kulturabteilung über die Wichtigkeit, im Radio über Kunst zu sprechen.

„Ohne Künstler:innen keine Kunst. Diese brauchen Freiraum und Unterstützung in Form von nachhaltigen Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. Deswegen fördern wir seit vielen Jahren das Ö1 Talentestipendium für bildende Kunst. Denn wir glauben an die jungen talentierten Künstler:innen und daran, dass sie ihren eingeschlagenen Weg erfolgreich fortsetzen werden. Als Partner des Leopolds Museums freuen wir uns sehr, dass dieses auch heuer wieder als Bühne für die jungen Nachwuchstalente fungiert und eine Ausstellung mit den Werken prämierter und ausgewählter nominierter Jungkünstler:innen zeigt.“ erklärt Mag. Helene Kanta, Vorstandsdirektorin des Wiener Städtischen Versicherungsverein.
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Ausstellung im Lepold Museum
„Sowohl den Gewinnerinnen, Sophia Latysheva und Angelika Wienerroither, als auch den Nominierten Gleb Amankulov, Adina Camhy und Raphael Reichl eine Präsentation ihrer Arbeiten im Leopold Museum zu ermöglichen, sehen wir als bedeutenden Beitrag zur Sichtbarmachung dieser aufstrebenden Kunstschaffenden. Mit großzügiger Unterstützung des Wiener Städtischen Versicherungsvereins ermöglicht das Ö1 Talentestipendium der prämierten Künstlerin, sich auf ihren kreativen Prozess zu fokussieren. Wir hoffen mit der Ausstellung im musealen Rahmen zum Bekanntheitsgrad der jungen Künstler*innen beizutragen und Aufmerksamkeit für ihr Schaffen zu generieren.“ Hans-Peter Wipplinger, Direktor Leopold Museum und Jurymitglied
Service
Ausstellung:
4. November bis 11. Dezember 2022
Mi–Mo und feiertags 10.00 bis 18.00 Uhr
MuseumsQuartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien
Leopold Museum
Parallel Vienna
Akademie der bildenden Künste Wien
Kunstuniversität Linz
Universität für angewandte Kunst Wien
Universität Mozarteum
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Das Ö1 Talentestipendium ist ein Kunstförderprojekt in Kooperation mit dem Wiener Städtischen Versicherungsverein.