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Ö1 auf der Berlinale
Der Goldene Bär für den besten Film geht an den Dokumentarfilm "Sur l’Adamant" des französischen Regisseurs Nicolas Philibert. Den Großen Preis der Jury erhielt "Roter Himmel" von Christian Petzold. Die Österreicherin Thea Ehre erhält den Silbernen Bären als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet.
26. Februar 2023, 09:19
Der Siegerfilm "Sur l'Adamant" (Englisch: "On the Adamant") erzählt von einem Zentrum für Menschen mit psychischen Problemen in Paris. Der Dokumentarfilm setzte sich im Kampf um die Trophäe gegen 18 Mitbewerber durch. Hoffnungen auf den Goldenen Bären hatte sich auch eine österreichische Koproduktion gemacht, und zwar Margarethe von Trottas Filmessay "Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste".
Silberner Bär an Österreicherin
Überraschungserfolg gab es für eine Österreicherin bei der Berlinale: Die Welserin Thea Ehre ist mit dem Silbernen Bären als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet worden. Ehre spielt in Christoph Hochhäuslers Krimi "Bis ans Ende der Nacht" eine Transfrau, die verdeckt im Drogenmilieu ermittelt. Der Goldene Bär für den besten Film ging an die Doku "Sur l'Adamant" des Franzosen Nicolas Philibert, den Großen Preis der Jury erhielt "Roter Himmel" von Christian Petzold.

Die österreichische Schauspielerin Thea Ehre erhielt den Silbernen Bären.
APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
"Ich widme diesen Preis auf jeden Fall der Trans-Community - Leute, die mich unterstützt haben", sagte die 23-jährige Ehre der dpa. "Ich widme den Preis auch meinen Eltern, die mich immer supported haben, wie's eigentlich sein soll." Ihre Eltern seien die gewesen, "die mich so frei leben lassen haben, wie ich es wollte".
Sie hoffe, dass sich durch den Film "viele Menschen angesprochen fühlen und dass sie darüber nachdenken, wie sie mit Menschen umgehen", sagte Ehre später in einer Pressekonferenz. Sie wünsche sich mehr Sichtbarkeit für Transmenschen und ein Bewusstsein dafür, dass viele Transfrauen in prekären Situationen lebten, in Situationen, "die extrem toxisch und transfeindlich" seien.
Der Schauspielpreis ging heuer an ein Kind: Sofía Otero wurde für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle ausgezeichnet. Im Coming-of-Age-Film "20.000 especies de abejas" ("20.000 Species of Bees") spielt sie ein achtjähriges Kind, das auf der Suche nach seiner geschlechtlichen Identität ist. "Selten sieht man so viele Emotionen und gleichzeitig erschütternde Einfachheit", begründete die Jury ihre Entscheidung. Otero bedankte sich unter Tränen bei der Jury sowie ihrer Familie und den Mitwirkenden des Films. "Vielen Dank für diesen wundervollen Preis", sagte sie. Otero schlug unter anderem den Wiener Thomas Schubert, der in Petzolds Drama "Roter Himmel" die Hauptrolle spielt.
In einer Nebenkategorie gab es einen weiteren österreichischen Erfolg. Der Film "Adentro mío estoy bailando (The Klezmer Project)" gewann den GWFF Preis für den Besten Erstlingsfilm. Es handelt sich um eine argentinisch-österreichische Koproduktion von Leandro Koch und Paloma Schachmann. Die österreichische Regisseurin Selma Doborac wurde mit dem Caligari-Filmpreis für ihren Film "De Facto" ausgezeichnet.
(Text: APA, red)
Im Zeichen von Krieg und Klimawandel
Letztes Jahr wurde die Berlinale vor allem von der Corona-Pandemie überschattet. Heuer standen endlich wieder die Filme und ihre Mitwirkenden im Zentrum. 19 ritterten im Wettbewerb um den Goldenen Bären, die siebenköpfige Jury stand unter dem Vorsitz der US-amerikanischen Schauspielerin Kristen Stewart.

Kristen Stewart
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Der Klimawandel und der Krieg in der Ukraine waren Konstanten im heurigen Programm. Mit Spannung wurde die Weltpremiere des Films "Superpower" von US-Regisseur Sean Penn erwartet, "eine Dokumentation über die Kriegsereignisse in der Ukraine, aber auch über die Rolle von Kunst in schwierigen Zeiten", so Berlinale-Leiter Carlo Chatrian.

Sean Penn und Carlo Chatrian
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Zur Eröffnungsgala gab es eine Live-Schaltung zu Wolodimir Selenski, danach den Eröffnungsfilm "She Came to Me" von US-Regisseurin Rebecca Miller. Im Mittelpunkt steht ein New Yorker Opernkomponist mit Kreativblockade, von der er sich durch die amouröse Begegnung mit einer Schiffskapitänin befreien kann - eine skurrile Konstellation. Liebevoll fächert Miller im Film die Neurosen der Figuren auf.

Peter Dinklage in "She came to me"
PROTAGONIST PICTURES
Bachmann & Frisch
Im Wettbewerb um den Goldenen Bären herrscht thematische, und inhaltliche Vielfalt. Da finden sich neue Filme arrivierter Filmschaffender wie Philipp Garrel, Christian Petzold und Margarethe von Trotta, die mit österreichischer Finanzbeteiligung der turbulenten privaten Verbindung zwischen der österreichischen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann und dem Schweizer Autor Max Frisch nachspürt.
In „Roter Himmel“, Petzolds neuen Arbeit, stellt der Österreicher Thomas Schubert einen jungen, deutschen Autor dar. Bekannt wurde er durch Karl Markovics ersten Kinofilm „Atmen“.
Mit dabei ist auch der französische Dokumentarist Nicolas Philibert, der in "Sur L'Adamant" den Alltag in einem Pariser Tageszentrum für Erwachsene mit psychischer Beeinträchtigung beobachtet.

Carlo Chatrian, Bono, Steven Spielberg und Mariette Rissenbeek
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Ehrenbär an Steven Spielberg
An Starglanz in Berlin wird es nicht fehlen, etwa mit Prominenten wie Anne Hathaway Helen Mirren, John Malkovich und Willem Dafoe. Der Goldene Ehrenbär für sein Lebenswerk geht an US-Regisseur Steven Spielberg, der seinen neuen Film "The Fabelmans" präsentieren wird, eine autobiografisch inspirierte Geschichte über Spielbergs angehende Filmkarriere.
Österreich auf der Berlinale
Österreich ist heuer in Berlin in mehreren Sektionen vertreten unter anderem mit dem Drama "Das Tier im Dschungel" von Regisseur Patric Chiha sowie dem Dokumentarfilm "Stams", der Einblicke in das dortige Skigymnasium gibt.
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Berlinale - 16. bis 26. Februar 2023