Die Hörspiel-Galerie

"Atemschaukel". Von Herta Müller. Bearbeitung und Regie: Kai Grehn. Mit Alexander Fehling, Vadim Glowna, Lars Rudolph, Anton Levit u. a.

Rumänien 1945: Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende. Die deutsche Bevölkerung lebt in Angst. "Es war drei Uhr in der Nacht zum 15. Januar 1945, als die Patrouille mich holte. Die Kälte zog an, es waren minus 15 Grad Celsius." So beginnt der Bericht des 17-jährigen Leopold über seine Deportation in ein Lager nach Russland. Anhand seines Lebens erzählt Herta Müller vom Schicksal der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen. Im Jänner 1945 wurden auf Anweisung Stalins alle arbeitsfähigen Männer und Frauen deutscher Herkunft zwischen 17 und 45 Jahren, die in Rumänien lebten, in sowjetische Arbeitslager deportiert. Viele kamen dabei ums Leben.

Was Leopold während seiner fünfjährigen Haft erlebt, erinnert an Berichte aus deutschen Konzentrationslagern oder an die Beschreibungen Alexander Solschenizyns in "Der Archipel Gulag". Leopold erzählt vom Hunger, der Kälte, dem Grauen sowie von seinen Überlebenstechniken vor allem durch die Sprache und die Kraft der Imagination.

Den Stoff für ihren Roman hatte Herta Müller, die Nobelpreisträgerin des Jahres 2009, zusammen mit dem rumäniendeutschen Lyriker und Büchner-Preisträger Oskar Pastior konzipiert, der 2006 verstarb. Für seine Inszenierung begab sich Kai Grehn auf Soundrecherche auf das Gelände der Kokschim-Fabrik im ukrainischen Nowo Gorlowka. In dieser Fabrik hat Oskar Pastior viereinhalb Jahre als Zwangsarbeiter gearbeitet (Produktion NDR 2010).

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