Betrifft: Geschichte

"Der böhmische Kaiser". Karl IV. (1316 - 1378) aus dem Haus Luxemburg. Heute: Neue Politik und die Entstehung eines zentraleuropäischen Raums. Mit Karl Brunner (Prof. emer., Institut für Geschichte, Universität Wien)

Die Regentschaft Karls IV. bedeutete zwar für Prag eine Glanzzeit, aber im Reich waren die Zeiten mehr als schwierig. Nach der Großen Flut von 1342 kamen riesige Heuschreckenschwärme, die ganze Landstriche der Ernte beraubten. Es folgte die sogenannte Kleine Eiszeit, und etwa ein Drittel der Bevölkerung starb während der vielleicht verheerendsten Pest-Epidemie im Mittelalter. Prag blieb verschont, aber - mit Ausgangsort Nürnberg 1349 - begann die Denunziation von Judengemeinden, sie hätten die Brunnen vergiftet. Verbreitet kam es zu Pogromen, und Karl ließ sie gewähren; er unternahm nichts für die ihm unmittelbar schutzbefohlenen Juden.

Karls Hausmachtpolitik richtete sich nach Osten und Norden, scheiterte aber nach seinem Tod. Dagegen blieb die Goldene Bulle, die Wahlrechtsordnung für das Heilige Römische Reich, die er nach zähen Verhandlungen am Reichstag 1355/1356 in Nürnberg durchbrachte, bis 1806 in Geltung. Drei geistliche und vier weltliche Kurfürsten sollten 450 Jahre lang den römisch-deutschen König wählen. Die Konkurrenz zwischen den Luxemburgern und den mächtigen bairischen Wittelsbachern hielt hingegen in den nächsten Jahrzehnten an, bis (mit Albrecht II. 1438) die Habsburger endgültig den römisch-deutschen Königs- und Kaiser-Titel erobern konnten. Auch Böhmen war an sie gefallen. Die Herrscherlinie der Luxemburger starb aus.

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