Betrifft: Geschichte

Die Sexwelle vor der Sexwelle oder Der Kampf gegen die Unmoral in den 50er und frühen 60er Jahren. Mit Sybille Steinbacher (Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien). Gestaltung: Robert Weichinger

Wie alles, was uns wirklich tangiert, hat auch der Sex eine Geschichte. Die konservativ geprägten 1950er Jahre bis hin zum Aufbruch in den späten 1960er Jahren erscheinen im Rückblick oft als eine Zeit, in der Scham und die Unfähigkeit der Menschen sich zu öffnen, auf sexuellem Gebiet mit Prüderie und Lustfeindlichkeit einhergegangen wären.

Doch dieser Blick täuscht. Das Wort "Sex" wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in West- und Mitteleuropa geläufig. Es stand im Fokus heftiger politischer und gesellschaftlicher Debatten über Sittlichkeit und Anstand, fand Befürworter und erbitterte Gegner. Letztere gerieten rasch ins Hintertreffen. Schließlich fanden schon Anfang der 1950er Jahre die Kinsey-Reporte starke Verbreitung. Im Sommer 1961 kam die Pille auf den Markt. Und die Pornografie - zunächst von vielen Menschen als schockierend und abstoßend empfunden - begann zu florieren.

Noch bevor also die 68er-Revolutionäre die sexuelle Freiheit proklamierten, gab es bereits eine Sexwelle. Es wird bestimmt nicht das letzte Mal sein, dass politisch-gesellschaftliche Entwicklungen nachhinken, wenn für menschliches Verlangen bereits ein prosperierender Markt gefunden worden ist.

Service

Wenn Sie diese Sendereihe kostenfrei als Podcast abonnieren möchten, kopieren Sie diesen Link (XML) in Ihren Podcatcher. Für iTunes verwenden Sie bitte diesen Link (iTunes).

Sendereihe