Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Philosophie in Österreich. Von der Rekonstruktion einer geistigen Befindlichkeit. Gestaltung: Gudrun Braunsperger

"Durch Einbildungskraft einer philosophisch-ökonomisch-mechanischen Monotonie verfallen" - so charakterisierte Bernhard ebenso aufsehenerregend wie viel zitiert das österreichische geistige Profil, der Historiker Friedrich Heer hat es differenzierter ausgedrückt: Das österreichische Kultur- und Geistesleben sei historisch bedingt durch ein ständig wechselndes Zugehörigkeitsgefühl über lange Zeit hinweg von einem Ringen um eine österreichische Identität geprägt worden.

Unternimmt man den Versuch, eine Tradition österreichischer Geistestätigkeit zu verorten, so fällt es tatsächlich schwer, einen ideengeschichtlichen Bogen zu spannen von Mark Aurel bis Paul Feyerabend. Zweifellos gibt es aber Denker, die das Geistesleben in Österreich bis heute nachhaltig beeinflusst haben: Gottfried Wilhelm Leibniz und dessen Monadenlehre, Franz Brentano, mit dessen Wirken in Wien gelegentlich der Beginn österreichischen Philosophierens verortet wird, bis hin zur Absage an die Metaphysik durch den Wiener Kreis um Moritz Schlick, zur Tradition österreichischer Sprachskepsis von Fritz Mauthner bis Ludwig Wittgenstein und zur Begründung der Phänomenologie durch Edmund Husserl.

Unter dem treffenden Titel "Verdrängter Humanismus - verzögerte Aufklärung" hat eine sechsbändige Edition, herausgegeben von Michael Benedikt, Reinhold Knoll und Cornelius Zehetner, die österreichische Geistestätigkeit zwischen 1400 und 2000 in ihrer Interaktion zwischen Philosophie und Einzelwissenschaften umfassend unter die Lupe genommen, der letzte Band ist kürzlich erschienen.

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