Da capo: Im Gespräch
"Ich bin Dein Algorithmus. Du hast mir eine erstaunliche Macht verliehen". Michael Kerbler im Gespräch mit Miriam Meckel, Kommunikations- und Politikwissenschafterin
23. September 2011, 16:00
A, wie Anfang. A, wie Algorithmus. (Algorithmen sind clevere Verfahren, Probleme verschiedenster Art effizient zu lösen.)
Am Anfang steht - nein, nicht das Wort. Am Anfang steht ein Strichcode. Um genau zu sein: am Anfang des jüngsten Buches, das Miriam Meckel verfasst hat, steht ein Strichcode.
Meckel, die studierte Kommunikations- und Politikwissenschafterin, war Regierungssprecherin des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, später Staatssekretärin für Europa, Internationales und Medien. Sie prophezeit uns, dass die nächste Zeit nicht den Menschen gehört, sondern den Computern. "Zwanzig Datenpunkte sind ausreichend, um einen Menschen berechnen zu können. Wo wir leben, was wir kaufen, wohin wir reisen, mit wem wir sprechen, was wir mögen, wen wir lieben - all das ist in den Computernetzwerken längst über uns gespeichert und wird so ausgewertet, dass wir vorhersagbar werden. Der Computer weiß, wie wir entscheiden werden, bevor wir das selbst wissen. Wir kaufen Bücher, die Amazon uns vorschlägt, wir hören Musik, die Apple uns empfiehlt, wir befreunden uns mit Menschen, die Facebook für passend hält. Und das ist erst der Anfang einer Zukunft, die irgendwann ohne uns auskommt."
"Next" hat Meckel ihr neues Buch genannt, das die Problematik der Berechenbarkeit des menschlichen Individuums aus zwei Perspektiven erzählt: aus der eines menschlichen Algorithmus' und aus der des letzten Menschen. Das Gespräch, das Michael Kerbler mit Miriam Meckel führt, wird zu einer irritierenden Reise in unsere digitale Zukunft.
Service
Miriam Meckel, "NEXT. Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns", Rowohlt Verlag (ISBN 978-3-498-04523-4)
Nicholas Carr, "Wer bin ich, wenn ich online bin ... und was macht mein Gehirn solange? Wie das Internet unser Denken verändert", Karl Blessing Verlag (ISBN 978-3-89667-428-9)
Peter Schaar, "Das Ende der Privatsphäre. Der Weg in die Überwachungsgesellschaft", C. Bertelsmann, München (ISBN 978-3-570-00993-2)
Sandro Gaycken und Constanze Kurz (Hrg.), "1984.exe - Gesellschaftliche, politische und juristische Aspekte moderner Überwachungstechnologien", transcript Verlag, Bielefeld (ISBN 978-3-89942-766-0)
