Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Mit Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos.
Verlorengegangenes Heilwissen der Volksmedizin - Topfenwickel, Tausendgüldenkraut und Hühnersuppe.
Sendungsvorbereitung: Dr. Ronny Tekal-Teutscher.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Verlorengegangenes Heilwissen der Volksmedizin - Topfenwickel, Tausendgüldenkraut und Hühnersuppe
Viele Menschen wissen über die heilsamen Wirkungen von Kamille oder Salbei Bescheid, greifen bei fieberhaften Erkrankungen auf Topfenwickel oder Essigpatscherl zurück und ziehen Hühnersuppe und ansteigende Fußbäder einem fiebersenkenden Medikament vor. Aber wer kennt noch traditionelle Heilmittel wie das Tausendgüldenkraut, den Hirtentäschel-Schnaps, Veilchensalbe oder gar Schneckenschleim?
Viele Hausmittel, die in den vergangenen Jahrzehnten ein Schattendasein führten, erleben seit kurzem eine Renaissance. Selbst in den aktuellen Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Lungenheilkunde wird erstmals ein Pflanzenpräparat zur Behandlung der akuten Bronchitis empfohlen.
Die wissenschaftliche Beweisführung für die Wirksamkeit und Sicherheit der aus Pflanzen hergestellten Heilmittel ist jedoch schwierig, denn es handelt sich ja zumeist um Gemische aus sehr vielen Stoffen.
Für Verunsicherung bei den Herstellern aber auch bei den Konsumenten sorgt eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2004. Darin wird festgehalten, dass seit 1. Mai 2011 europaweit einheitlich alle aus Pflanzen gewonnenen Medikamente ein neues Registrierungsverfahren durchlaufen müssen. Das ist für die meisten am Markt befindlichen pflanzlichen Arzneimittel aber aus Kostengründen nicht durchführbar. Die Verordnung betrifft jedoch lediglich Fertigarzneien, denen eine bestimmte Wirkung zugeschrieben wird. Der Kamillentee oder der getrocknete Ingwer bleiben davon unberührt.
In Österreich tragen seit einigen Jahren eine volksmedizinische Datenbank und lokale Initiativen zur Bewahrung des Wissens, das über viele Generationen hinweg weitergegeben wurde, bei. Auf Anregung der UNESCO wurde vom Bundesministerium für Gesundheit zudem eine Studie in Auftrag gegeben, um das weite Feld der Naturheil-Methoden in Österreich erstmals systematisch zu erfassen. Dazu wurde ein Dokumentationszentrum für traditionelle und komplementäre Heilmethoden geschaffen.
Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos begibt sich mit ihren Gästen auf die Spuren von Kräuterhexen und Heilerinnen und wirft einen Blick auf die Vielfalt überlieferten Heilwissens.

Service

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Althanstraße 14
A-1090 Wien
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Theresia Harrer
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Tel.: +43/664/520 1838
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TEH

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Universitätsstraße 5
A-1010 Wien
Tel.: +43/1/526 13 01
E-Mail
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Akademie für Traditionelle Europäische Medizin (TEM)
Dürnbachstraße 53
A-4452 Ternberg
Tel.: +43/7256/8867-0
TEM

Website der Kräuterexpertin Rosemarie Bog
"Traditionelle pflanzliche Arzneimittel: Chancen - Nischen - Grenzen" - Artikel von
Univ.-Doz. Dr. Reinhard Länger von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES)

Heilpflanzenlexikon

Johann Scheich, "Kräuterweiber und Bauerndoktoren: Geheime Rezepte der Heilkundigen",
Verlag Kopp 2010

Karin Buchart, "Die 13 Plagen in den Alpen und die Hilfe mit natürlichen Heilmitteln", Rupertus Verlag 2006

Ida Pohl-Sennhauser, "Rattenschwanz und Schneckenschleim. Aberglaube oder vergessene Volksmedizin?", Verlag Böhlau 2007

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