Die Hörspiel-Galerie

"Der Gefangene". Von Friedrich Ani. Mit Matthias Brandt. Regie: Stefan Hilsbecher

Am 17. März 1988 überfiel ein maskierter Mann bei Offenburg eine Sparkassenfiliale. Als Waffe diente ihm ein alter Vorderlader. Jakob Esterland wollte niemanden erschießen, nur seiner Forderung Nachdruck verleihen. Er dachte an seine Schulden, an die Vorwürfe seiner Frau und seines Schwiegervaters, an das Essen und die Kleidung für seine dreijährige Tochter. Als der Kassierer den Beutel mit dem Geld - knapp 12.000 Mark - über die Theke reichte, knallte ein Schuss. Jakob Esterland sah, wie die einzige Kundin zu Boden geschleudert wurde und reglos liegen blieb. Wer hatte geschossen? Ich?, dachte Esterland. Ich doch nicht!

Aber niemand außer Jakob Esterland hat eine Waffe in der Hand. Er flieht. Er versteckt den Vorderlader im Geräteschuppen und das Geld im Keller. In der Zeitung steht, dass ein brutaler Bankräuber eine junge Mutter erschossen habe.

Esterland geht in den Supermarkt, wo er als Filialleiter arbeitet, er verbringt die Sonntage mit seiner Frau und seiner Tochter. Die Zeit vergeht, niemand schöpft Verdacht. Als Monate später ein Tatverdächtiger festgenommen wird, schreibt Esterland einen anonymen Brief an die Polizei und bekennt sich schuldig. Die Fahndung nach ihm läuft weiter - erfolglos. Sieben Jahre nach dem Überfall wird sein Sohn geboren.

Jakob Esterland ringt mit sich, Jahr für Jahr, er will sich stellen, er ist schuld am Tod einer Frau; wobei er sich nicht erklären kann, wie die Kugel in den Vorderlader kam. Doch auch nach mehreren Selbstmordversuchen bringt er nicht den Mut auf, zu gestehen. Erst als sein inzwischen 15-jähriger, unter Depressionen leidender Sohn stirbt, offenbart Jakob Esterland sich einem Priester. Ihm erzählt er sein Leben, Stück für Stück, ohne Lücken, ohne Lügen, endlich, mit letzter Kraft angesichts seiner Krankheit, die ihm keine Zeit mehr lässt.

Das Hörspiel basiert auf einer wahren Geschichte aus Baden-Württemberg. (Produktion SWR 2010).

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