Logos - Theologie und Leben

"Zwiesprache mit Gott im Schatten des Holocaust" - das Vermächtnis der Etty Hillesum. Gestaltung: Gudrun Braunsperger

In den Niederlanden ist sie die andere Anne Frank, hierzulande ist Etty Hillesum nahezu unbekannt. Auch sie hat Tagebuchaufzeichnungen hinterlassen, 600 eng beschriebene Seiten, verfasst zwischen 1941 und 1943, zunächst an ihrem Schreibtisch in Amsterdam, dann im Transitlager Westerbork, der letzten Station vor Auschwitz, wo sie knapp 30-jährig ums Leben kommt.

Etty Hillesums Tagebücher dokumentieren den Weg einer außergewöhnlichen jungen Frau aus einem assimilierten jüdischen Elternhaus, die ohne explizit religiöse Erziehung und angesichts der drohenden Vernichtung, der sie mit klarem Bewusstsein entgegensieht, zum Lebensgefühl einer Mystikerin findet: "Dies eine wird mir immer deutlicher: dass du uns nicht helfen kannst, sondern dass wir dir helfen müssen, und dadurch helfen wir uns letzten Endes selbst. Es ist das einzige, auf das es ankommt: ein Stück von dir in uns selbst zu retten, Gott."

Ihr "Vermittler zu Gott" ist Julius Spier, ein Schüler C. G. Jungs, bei dem sie eine Therapie beginnt und der als Mann und als Mensch große Bedeutung in ihrem Leben bekommt. "Der Name 'Gott' scheint hier unbelastet zu sein", schreibt der Herausgeber J. G. Gaarlandt. "Wie mir scheint, ist es diese 'unbelastete' Gläubigkeit Ettys, die einerseits von anderen Gläubigen unmittelbar erkannt, andererseits von Nichtgläubigen ohne große Schwierigkeiten akzeptiert und verstanden werden kann."

Eine Sendung auch im Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Novemberpogrome 1938.

Sendereihe