Kunstradio - Radiokunst

"A short guide to becoming-bat", curated by Stefano Perna - Teil 3: "L'amicizia della ciòca" von Davide Tidoni und "It's all so dark" von Anna Raimondo mit Younes Baba Ali

Im Rahmen der Kunstradio-Reihe "Curated by" hat der italienische Künstler und Kurator Stefano Perna eine fünfteilige Serie zusammengestellt, deren dritterTeil, "L'amicizia della ciòca" von Davide Tidoni, heute am Programm steht. Darauf folgt der vierte Teil von Anna Raimondo und Younes Baba Ali

Radio ist nicht der Menschheit vorbehalten, so Pernas These. Schon lange bevor Menschen das elektromagnetische Spektrum nutzten, um über weite Distanzen zu kommunizieren, haben Tiere - Delfine, Wale, Insekten oder Fledermäuse - ausgeklügelte Systeme entwickelt, Wellen zu manipulieren und Tonsignale zu senden und zu empfangen. Tiere, so meint der Künstler und Kurator Stefano Perna, sind Radiowesen.

"L'amicizia della ciòca (In Freundschaft der Glocke)" von Davide Tidoni

Davide Tidoni schreibt zu seinem Stück: "Am 6. August 2011, während einer Reise in die Brescian Pre-Alps mit meiner Freundin Lucia Farinati, begegneten wir zufällig einem Hirten, dessen Kühe im Valtrompia-Hochgebirge den Sommer verbrachten. Ich verabschiedete meine Vorhaben für diesen Tag, und beschloss stattdessen einige Stunden mit ihm zu verbringen. Der Titel betont die Hörbeziehungen zwischen dem Hirten, dem Vieh und ihrer Umgebung. Durch das Hören des Glockenläutens überwacht und kontrolliert der Hirte die Bewegungen der Herde. Er führt die Tiere zu den besten Weideplätzen und passt auf, das kein Tier verloren geht. Indem er Größe und Form der Herde bestimmt, dirigiert der Hirte die akustische Präsenz einzelner Tiere und ihren Gesamtklang. Allgemeiner gesprochen, bezieht sich der Titel des Hörstücks auf die anthropologische Abstimmung des Hirten auf seinen Arbeitsplatz und Wohnort.

"It's all so dark!" von Anna Raimondo mit Younes Baba Ali

Massenmedien, und dazu gehört auch das Radio, wiederholen die Norm: sie geben Stereotypen wieder, das Erwartete, das Altbekannte. "It's all so dark!" ist anderes Radio, ein radiophones Labyrinth, eine Anleitung zum Sichverlieren, ein nicht-Reiseführer. Wo die Stimme keiner Logik folgt und Klänge nicht entschlüsselbar sind (oft als Resultat von Aufnahmen von dort, wo Ohren nicht hinkommen). Es ist nicht möglich, "It's all so dark!" anzuhören, während man kocht oder ein Auto lenkt. Denn es hat zwei Voraussetzungen: absolute Dunkelheit und ein Paar höchst aufmerksamer Ohren. Um sich zu verlieren und vielleicht um sich zu finden.

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