Gedanken für den Tag

von Barbara Helige. "Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben" - Menschenrechte im täglichen Leben

"Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben, bewahret sie!", forderte schon der deutsche Dichter Friedrich Schiller.

Das Konzept der Menschenrechte geht davon aus, dass alle Menschen allein aufgrund ihres Menschseins mit gleichen Rechten ausgestattet und dass diese egalitär begründeten Rechte universell, unveräußerlich und unteilbar sind. Die Idee der Menschenrechte ist eng verbunden mit dem Humanismus und der im Zeitalter der Aufklärung entwickelten Idee des Naturrechtes, letztlich fußen sie auf den Zehn Geboten der Bibel. Gerechtigkeit, Freiheit, Menschenwürde, Gleichheit - so abstrakt diese Begriffe klingen, so konkret wirkt sich ihre Beachtung auf unser Leben aus.

Barbara Helige, Richterin und Präsidentin der österreichischen Liga für Menschenrechte, versucht anhand von Beispielen zu vermitteln, wie stark die Haltung jedes Menschen zu diesen Fragen sein Handeln und damit seine Umwelt beeinflusst.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

Die Österreicherinnen und Österreicher messen, wenn man sich entsprechende Umfragen ansieht, den Menschenrechten eine überaus große Bedeutung zu. Als besonders wichtig erachten sie den Schutz von Kindern. Dahinter steht wohl auch das Wissen wie verletzlich und ausgeliefert Kinder und Jugendliche sind. Hier hat sich in den letzten Jahren vieles zum Guten geändert. Das wurde mir nicht zuletzt deutlich bewusst, als ich vor kurzem den Film "Das weiße Band" gesehen habe.
Die Kälte und Grausamkeit in den dort gezeichneten Familien ertragen wir heute kaum mehr. Als ich 1985 Richterin wurde kämpfte der legendäre Kinderarzt Hans Czermak noch gegen die sogenannte "g'sunde Watschen". Der Gesinnungswandel ist weitgehend ihm zu verdanken. Das heißt aber nicht, dass heute vollkommene Übereinstimmung herrscht, was gut für ein Kind ist, was - wie wir bei Gericht sagen - dem Wohl des Kindes bestmöglich dient. Ganz im Gegenteil prallen gerade im Zug von Scheidungsauseinandersetzungen oft unversöhnliche Standpunkte der Eltern aufeinander. Während vielleicht der Vater die Zukunft seiner 13-jährigen Tochter aus seiner Lebenserfahrung her steuern will, ihr damit Enttäuschungen ersparen will und daher die Entscheidungen treffen will, fördert vielleicht die Mutter die eigenverantwortliche, selbstbestimmte Schulwahl. Die wechselseitige Verbitterung verschärft die Gegensätze noch, das Mädchen steht unter gewaltigem Druck beider Eltern. In diesem, wie in vielen anderen Fällen, gibt es keine Patentlösung, auch das Gericht hat keine parat. Was aber den Eltern helfen könnte doch eine gemeinsame Entscheidung zu finden: Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention schützt das Menschenrecht auf Familienleben, auch das Familienleben der Kinder. Und das wird, meiner Erfahrung nach, sicher am besten geschützt, indem Eltern sich zugunsten ihres gemeinsamen Kindes in ihren Ansprüchen zurücknehmen und eine gemeinsame Lösung suchen. Das Kind wird es ihnen danken.

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Titel: GFT 111114 Gedanken für den Tag / Barbara Helige
Länge: 03:47 min

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