Gedanken für den Tag

von Barbara Helige. "Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben" - Menschenrechte im täglichen Leben

"Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben, bewahret sie!", forderte schon der deutsche Dichter Friedrich Schiller.

Das Konzept der Menschenrechte geht davon aus, dass alle Menschen allein aufgrund ihres Menschseins mit gleichen Rechten ausgestattet und dass diese egalitär begründeten Rechte universell, unveräußerlich und unteilbar sind. Die Idee der Menschenrechte ist eng verbunden mit dem Humanismus und der im Zeitalter der Aufklärung entwickelten Idee des Naturrechtes, letztlich fußen sie auf den Zehn Geboten der Bibel. Gerechtigkeit, Freiheit, Menschenwürde, Gleichheit - so abstrakt diese Begriffe klingen, so konkret wirkt sich ihre Beachtung auf unser Leben aus.

Barbara Helige, Richterin und Präsidentin der österreichischen Liga für Menschenrechte, versucht anhand von Beispielen zu vermitteln, wie stark die Haltung jedes Menschen zu diesen Fragen sein Handeln und damit seine Umwelt beeinflusst.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

Gemäß Artikel 8 der Menschenrechtskonvention hat jedermann Anspruch auf Achtung seines Privat- und Familienlebens. Dazu zählt prinzipiell auch das Recht seinen Aufenthalt selbst zu bestimmen und seine familiären Beziehungen selbständig zu gestalten. Dieses Recht kann aber durch gesetzlich vorgesehene Maßnahmen eingeschränkt werden, wenn diese ein legitimes Ziel verfolgen und verhältnismäßig sind. Das österreichische Asyl- und Fremdenrecht bildet diese Einschränkung. Manchmal hat das für Menschen oft ganz dramatische Folgen, die existenzbedrohend bzw. sogar existenzvernichtend sind. Als Beispiel mag hier eine Frau aus Russland dienen, die bereits 15 Jahre illegal in Österreich lebte und sich ihren Lebensunterhalt bei schlechtem Lohn unangemeldet als Hausangestellte verdiente. Als sie eines Tages krank wurde und ins Spital eingeliefert wurde, stellte sie dort erstmals einen Asylantrag. Dieser war nicht erfolgreich. Sie musste Österreich, wo sie heimisch geworden war und ihr Auskommen gefunden hatte, verlassen. Sie musste in ein Land zurückkehren, das ihr fremd geworden war und in dem sie im Alter von 50 Jahren weder eine Chance hatte sich noch einmal eine Existenz aufzubauen, in ein Land, in dem sie keine Familie mehr hatte, ja wo sie niemanden mehr kannte. Wenn ich mir vorstelle, was aus ihr geworden ist, dann frage ich mich schon: Ist es verhältnismäßig zum Zweck der Wahrung der öffentlichen Ordnung das Privatleben, um nicht zu sagen die - bescheidene - Existenz einer 50-jährigen Frau zu vernichten. Tröstlich stimmt, dass - neben den Menschenrechtsorganisationen - sich immer häufiger Initiativen bilden, die versuchen vor allem gut integrierten Menschen in dieser Situation zu helfen. Diese Frau hatte niemanden.

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Titel: GFT 111118 Gedanken für den Tag / Barbara Helige
Länge: 03:46 min

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