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"Land unter" am Rio Madeira. Die ökologischen Folgen der Wasserkraft im Amazonasgebiet. Gestaltung: Gudrun Fischer

Unzählige neue Staudämme sind im Amazonasgebiet in Planung. Das größte zusammenhängende Urwaldgebiet der Welt, eine Fläche so groß wie die aller EU-Länder zusammengenommen, soll damit in die brasilianische Wirtschaft einbezogen werden.

Kurz vor Abschluss der Bauarbeiten stehen am Rio Madeira im Bundesstaat Rondônia zurzeit zwei neue Wasserkraftwerke. Die Quellflüsse des Rio Madeira entspringen in Bolivien, nach 1.700 km mündet er in den Amazonas und versorgt ihn mit 15 Prozent seines Wassers. Außerdem bringt er 50 Prozent der Sedimente des Amazonas mit. Die beiden Kraftwerke sollen eine Gesamtleistung von 6.450 MW haben, so viel wie ein kleineres Atomkraftwerk. Dieser Strom soll einmal in den 3.000 bis 4.000 Kilometer entfernten industrialisierten Süden Brasiliens fließen.

Wegen der abrupten Arbeitsmigration von Tausenden von Menschen leidet der Amazonasbundesstaat Rondônia nun seit etwa drei Jahren unter gravierenden sozialen Problemen. Als ökologische Folgen werden erwartet, dass die Fischpopulationen abnehmen, die Wasserstände sinken, das verfaulende organische Material im Stausee Methangas ausstößt und dass der Stausee bald versandet. Zwar wurden einige Menschen umgesiedelt, andere erhielten aber nur eine Entschädigung, die nicht lange vorhält, denn Fischerei, früher Haupteinnahmequelle der Flussanwohner, ist jetzt verboten. Was mit den bisher unkontaktierten drei indigenen Völkern geschehen soll, die an den Flussufern leben, ist unklar.

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