Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Verpasste große Chance. Joseph I. und der "Junge Hof". Gestaltung: Martin Haidinger

Selbst wenn man heute geschichtskundige Menschen nach dem römisch-deutschen Kaiser Joseph I. fragt, wird man keine oder vielfach falsche Antworten bekommen. Häufig wird der Kurzzeitherrscher mit seinem berühmten Namensvetter Joseph II. verwechselt, und tatsächlich hatten beide Habsburger einiges gemeinsam: beide waren frühe Aufklärer, beide versuchten Reformen "von oben" durchzusetzen, traten für Frühformen eines modernen Staatswesens mit Ansätzen von Gewaltenteilung und mehr oder weniger vorsichtiger Trennung von Staat und Kirche ein.

Joseph I. hatte dafür nur sechs Regierungsjahre Zeit. Schon als Thronfolger seines Vaters Leopold I. hatte er den "jungen Hof" um sich geschart, ein Team junger Reformer wie Prinz Eugen, Philipp Sinzendorf und Johann Friedrich Seilern. Sie bildeten eine Knospe der Frühaufklärung in den Erblanden, die aber durch den frühen Tod Josephs I. 1711 nicht richtig aufblühen konnte. Zurück blieben verpasste Chancen, ein geteiltes spanisches Erbe und ein jüngerer Bruder, der als Karl VI. ein schwacher, aber dennoch bedeutsamer Herrscher wurde.

Eine Sendung über das Erbe des "Jungen Hofes", dreihundert Jahre nach dem Tod Josephs I.

Service

Die aktuelle Biographie Josephs I., verfasst von Roman Hans Gröger, ist 2011 im Verlag Ferdinand Berger erschienen.

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