Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Die Bildung des Geschmacks. Gestaltung: Marlene Nowotny

Der physiologische Geschmack resultiert biologisch betrachtet aus den Geschmacksknospen, die nicht nur auf der Zunge, sondern im gesamten Mund- und Rachenraum zu finden sind. Im Kleinkindalter ist ihre Zahl am größten, maximal gibt es hier 10.000. Allerdings gibt es auch Zeitgenossen, die nur rund 2.000 dieser Knospen aufweisen. Im Alter von 20 Jahren nimmt ihre Zahl ab; die Abnahme beschleunigt sich mit 45 Jahren, so dass man als 80-Jähriger nur noch ein Drittel der ursprünglichen Zahl besitzt.

Entscheidend ist freilich nicht die bloße Zahl der Geschmacksknospen, entscheidend ist die Fähigkeit zur Wahrnehmung. Der physiologische Geschmack, so wird behauptet, ist kulturell codiert. Was uns schmeckt und was wir als ekelhaft empfinden, bekommen wir durch Erziehung und Sozialisation auf ganz unterschiedliche Weise beigebracht. Geschmack zu haben, bedeutet somit zu signalisieren, dass man zu einer bestimmten sozialen Schicht, Kultur oder Zivilisation gehört.

Physiologisch betrachtet gibt es vier große Geschmacksrichtungen: salzig, süß, bitter, sauer. Wo ist dann ein Geschmack wie Schärfe einzuordnen, der in vielen Kulturen eine wesentliche Rolle spielt? Und hat die Dominanz einzelner Geschmacksrichtungen neben kulturellen auch medizinische Gründe? Ist Süße die einzig universale Geschmacksrichtung?

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Maximilian Ledochowski, Klinische Ernährungsmedizin (Buch Springer Verlag)

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