Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

1. Der Polarstern ist am Verschwinden
2. Welche Signale lösen Tumorwachstum aus?
3. Agiert das Gehirn beim Erlernen von Mutter- und Fremdsprache unterschiedlich?
4. Josef II. und die Roma
Redaktion und Moderation: Franz Tomandl

Selbstauflösung am Firmament: Der Polarstern ist dabei zu verschwinden

Wer schon einmal seinen Blick nach oben, in den Sternenhimmel, gerichtet hat, der wird festgestellt haben, dass wir zur Zeit - im Winter - dort oben andere Sternbilder sehen als im Sommer. Selbst im Laufe einer Nacht gehen die einzelnen Sternbilder auf, ziehen über den Himmel und gehen wieder unter. Grund ist in beiden Fällen die Eigenbewegung der Erde. Nur für einen Protagonisten dort oben am Firmament gilt dieses Kommen und Gehen nicht: Der Polarstern steht immer genau im Norden, in Verlängerung der Erdachse - ein für uns Menschen seit Jahrtausenden verlässlicher und unveränderlicher Begleiter am nächtlichen Sternenhimmel. So dachten wir jedenfalls bislang. Doch Astronomen wollen nun herausgefunden haben, dass just der Polarstern dabei ist, sich aufzulösen, wie Guido Meyer berichtet. Mit Hilding Neilson, Argelander Institut für Astronomie, Universität Bonn. Autor: Guido Meyer.

Welche Signale lösen Tumorwachstum aus?

Bei der Entstehung von Krebs wirken verschiedene molekulare Signale zusammen. Eine internationale Forschergruppe um den Molekularbiologen Fritz Aberger von der Universität Salzburg hat jetzt herausgefunden, dass beim weißen Hautkrebs und beim Bauchspeicheldrüsenkrebs vor allem die Wechselwirkung von zwei bestimmten Schaltern eine wichtige Rolle spielt, nämlich des "Hedgehog" Signals und des "EGF Rezeptor" Signals. In der Zellkultur und im Mausmodell ist es Aberger gelungen, das Tumorwachstum durch das gleichzeitige Blockieren der beiden Schalter zu verhindern. Gegen die beiden Signalwege sind einzeln bereits Medikamente vorhanden. Das gibt Grund zur Hoffnung, dass mit einer Medikamentenkombination der weiße Hautkrebs bei Menschen in Zukunft besser behandelt werden könnte und dass sich eine neue Therapie für den bisher kaum heilbaren Bauchspeicheldrüsenkrebs bei Menschen entwickeln lässt. Maria Mayer berichtet. Mit Fritz Aberger, Molekularbiologe, Paris Lodron Universität Salzburg. Autorin: Maria Mayer.

Agiert das Gehirn beim Erlernen von Mutter- und Fremdsprache unterschiedlich?

Lange Zeit wurde das Sprachenlernen verhaltenspsychologisch und kognitionswissenschaftlich gedeutet. Gegenwärtig liefern die Neurowissenschaften die besten Methoden, die komplexen Prozesse, die beim Spracherwerb im Gehirn ablaufen, zu erklären. Damit können diese Prozesse besser unterstützt werden. An der Universität Graz versucht die Psychologin Anka Ischebeck herauszufinden, ob es Unterschiede beim Erlernen der Muttersprache und von Fremdsprachen gibt. Denn bisher nahm man an, dass beim Erwerb der Muttersprache andere Hirnregionen beansprucht werden als beim Fremdsprachenlernen. Das konnte aber mit Methoden moderner Hirnforschung bereits widerlegt werden, hat Sylvia Sammer erfahren. Mit Anja Ischebeck, Universität Graz. Autorin Sylvia Sammer.

Der Kaiser und das Justizmassaker: Josef II. und die Roma

Kaiser Josef II. regierte das Heilige Römische Reich von 1765 bis zu seinem Tod im Jahr 1790 - lange unter Aufsicht seiner Mutter Maria Theresia. Von 1780 an war er auch König von Böhmen, Ungarn und Kroatien. Heute ist Josef der II. als großer Aufklärer bekannt: Unter anderem, weil er die Todesstrafe zunächst ausgesetzt und später abgeschafft hat und weil er Juden und Protestanten erlaubte, ihren Glauben auszuüben. Doch neuere Forschungen zeigen, dass die Politik die Kaiser Josef II. gegenüber den Roma verfolgte, nicht immer aufklärerischer Natur, sondern von Dichotomien geprägt war. So setzte er die Roma-Politik Maria Theresias fort, die diese zur Sesshaftigkeit zwingen wollte, Roma aus ihren traditionellen Berufen entfernen, Familien teilen und Roma-Kinder bei Zieheltern unterbringen ließ. Nun liegen neuere Forschungsergebnisse über ein besonders dunkles Kapitel in der Geschichte der ungarischen Roma vor: Bei dem "Justizmassaker von Hont" spielte auch Kaiser Josef der II. eine wichtige Rolle, berichtet Tanja Malle. Mit Stephan Steiner, Sigmund Freud Privatuniversität. Autorin Tanja Malle.

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