Betrifft: Geschichte

Von Zehent, Robot und Leibeigenschaft. Zur Geschichte der Bauern in Österreich, Teil 1. Mit Ernst Bruckmüller (Prof. i.R. Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Universität Wien). Gestaltung: Martin Adel

Ein deutscher Soziologe hat einmal sinngemäß gesagt: die Renaissance hat bürgerlich begonnen, um feudal zu enden. Mit anderen Worten: sozialer Aufschwung gefolgt von einem Bedeutungsverlust als gesellschaftsbestimmender Machtfaktor.

Dem Bauernstand erging es ähnlich, nur schon wesentlich früher. Die Markt- und Stadtgründungswelle ab dem späten 12. Jahrhundert gewichtete die Bedeutung der sozialen Schichten neu. Handwerk und Handel brachten mehr Wohlstand als agrarische Produktion - so wichtig sie natürlich für den Lebenserhalt blieb. Abhängigkeit, Abgaben und Dienstleistungen für die Grundherren wuchsen. Es kam zu ungezählten Bauernaufständen, die in der Zeit der Reformation in den Bauernkriegen gipfelten. Auch in Österreich wurden sie blutig und grausam niedergeschlagen.

Aber wie wurden aus Pächtern und freien Bauern Leibeigene, also quasi die Sklaven einer oft knappen Subsistenzwirtschaft? Und wieso nicht in allen Teilen Österreichs? Man vergleiche die oberösterreichischen Vierkanter mit den bescheidenen Höfen des Waldviertels; oder man denke an die Tiroler Erbhöfe und die reichen Bregenzerwälder Bauerndörfer. In die große recht allgemeine Verlaufsgeschichte spielen viele regionale Gegebenheiten hinein: vom Erbrecht über die religiöse Fundierung bis zur geografischen Lage. Dennoch, generell lässt sich sagen, dass der Bauernstand trotz seiner gesellschaftlich lebenswichtigen Funktion und zahlenmäßigen Überlegenheit lange Jahrhunderte am absteigenden Ast der Entwicklung hing.

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