Im Gespräch

"Für mich war die wissenschaftliche Forschung wie eine Droge."
Michael Kerbler spricht Walter Thirring, Physiker

Das Planck'sche Wirkungsquantum, der Bohr'sche Radius oder der Quanten-Hall-Effekt - mit diesen Phänomenen, Naturkonstante genannt, ist Walter Thirring seit Jahrzehnten vertraut. Thirring zählt zweifelsohne zur Weltelite der mathematischen Physik. 1927 in Wien geboren, studierte er nach dem II. Weltkrieg in Innsbruck und Wien, forschte und lehrte in Dublin bei Erwin Schrödinger, in Göttingen bei Werner Heisenberg und in Zürich bei Wolfgang Pauli. Albert Einstein begegnete Thirring am Institute for Advanced Studies in Princeton. Der Physiker leitete mehrere Jahre als Direktor die Abteilung für theoretische Physik am Schweizer Kernforschungszentrum CERN in Genf.

Der Physiker Thirring hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er den Brückenschlag zwischen Naturwissenschaft und Glauben für möglich hält. Schon in seinem Buch "Kosmische Impressionen", vertritt er die Ansicht, dass ein Hinweis auf die Existenz Gottes in der " Feinabstimmung der Naturkonstanten" zu finden sei, ohne allerdings zu behaupten, dass sich Gott mathematisch beweisen ließe. "Also einen Beweis im mathematischen Sinne gibt es sicher nicht, denn man wüsste ja gar nicht, was für eine Logik man anwenden soll. Die Physik kann nur auf etwas sehr Bedeutsames hinweisen - nämlich dass sehr intelligente Gesetze vorliegen, die so fein aufeinander abgestimmt sind, sodass offenbar durch Zufall so hochgradig komplexe Wesen oder sogar intelligente Wesen wie der Mensch entstehen."
Thirring hat zahlreiche bedeutende Lehrbücher der Physik verfasst und die Quantenfeldtheorie mit einem eigenen Modell bereichert.

Im Gespräch mit Michael Kerbler geht es um die Veränderung der Weltsicht, die die Erkenntnisse der Quantenphysik ausgelöst haben, um Thirrings Begegnung mit Wissenschaftlern wie Albert Einstein und Erwin Schrödinger und die zentrale Frage, wo die ethisch-moralischen Grenzen der wissenschaftlichen Forschung liegen. Walter Thirring, der einmal sagte, die wissenschaftliche Forschung sei für ihn wie eine Droge, feiert kommenden Sonntag seinen 85.Geburtstag.

Service

Cornelia Faustmann und Walter Thirring, "Einstein entformelt. Wie ihm ein Teenager auf die Schliche kam", Seifert Verlag, Wien (ISBN-10: 3-902406-42-9 und ISBN-13: 978-3-902406-42-2)

Johannes Huber und Walter Thirring unter Mitarbeit von Cornelia Faustmann, "Baupläne der Schöpfung. Hat die Wirklichkeit einen Architekten?", Seifert Verlag, Wien (ISBN: 978-3902406-73-6)

Walter Thirring, "Lust am Forschen. Lebensweg und Begegnungen", Seifert Verlag, Wien (ISBN 978-3-902406-58-3)

Walter Thirring, "Kosmische Impressionen. Gottes Spuren in den Naturgesetzen", Seifert Verlag, Wien (ISBN: 978-3-902406-54-5)

Harald Fritsch, "Die verbogene Raum-Zeit. Newton, Einstein und die Gravitation", mit Zeichnungen von Dieter Krahl nach Vorlagen von Gabriele Bodenmüller, ungekürzte Taschenbuchausgabe,Piper Verlag München (ISBN 3-492-22546-2)

Anton Zeilinger, "Einsteins Schleier. Die neue Welt der Quantenphysik", C.H. Beck Verlag, München 2003 (ISBN 3 406 50281 4)

Lisa Randall, "Die Vermessung der Galaxien. Wie die Physik von morgen den letzten Geheimnissen auf der Spur ist", aus dem Amerikanischen übertragen von Jürgen Schröder, Neuerscheinung, S. Fischer Verlag, Frankfurt (ISBN 978-3-10-062806-0)

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